Einreichungsfassung vom 09.02.2023
Eingereicht von Ralf Laging & Reiner Hildebrandt-Stramann
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung Stufenmodell B: Bewegen an Geräten – Turnen und Bewegungskünste
- Literaturverzeichnis (B)
- Grundthema B1: Balancieren
- Tabelle Grundthema: Balancieren (B1)
- Grundthema B2: Rollen und Drehen
- Tabelle Rollen und Drehen (B2)
- Grundthema B3: Springen und Überschlagen
- Tabelle: Springen und Überschlagen (B3)
- Grundthema B4: Schwingen und Pendeln
- Tabelle: Schwingen und Pendeln (B4)
- Kombithema B5: Turnen als Bewegungskunst
- Tabelle: Kombithema – Turnen als Bewegungskunst (B5)
1. Einleitung Stufenmodell B: Bewegen an Geräten – Turnen und Bewegungskünste
Um was geht es beim Turnen?
Das Turnen ist wesentlich ein raumorientiertes Bewegen an Geräten und geräteähnlichen Materialien (einschließlich Bodenmatten und Partnerinnen als „Turngerät“). In enger Gebundenheit an je ein spezifisches „Gerät“ entstehen Bewegungshandlungen, bei denen Turnende kopfüber stehen, sich um eine feste Achse drehen, von hier nach da fliegen, schwingen oder schaukeln, auf schmalen oder wackeligen Unterstützungsflächen das Gleichgewicht zu halten versuchen, in die Luft „steigen“ und wieder landen, sich in der Luft drehen und sich auf ebenen Flächen oder Berg- und Talbahnen rollend oder überschlagend vorwärts und rückwärts bewegen oder aber mit einem/r Partnerin bzw. in der Gruppe akrobatische Turnkunststücke vorzeigen. Diese Aufzählung verweist auf das grundlegende Bewegungsthema des Turnens, nämlich sich vom Boden zu lösen und raumorientierte Bewegungskunststücke an Geräten auszuführen. Turnen als Bewegen an Geräten zielt in seiner noch sportlich unvoreingenommenen Auslegung auf die Formung und Gestaltung eines individuellen Bewegungsvermögens in unabdingbarer Beziehung zu einzelnen Geräten oder Gerätekombinationen. Dabei spielt das leibliche Erleben des Sich-Bewegens an Geräten eine bedeutende Rolle. Die damit verbundenen taktilen und kinästhetischen Wahrnehmungen vermitteln Bewegungssensationen, die in der turnerischen Auseinandersetzung an Geräten entstehen. Es geht um die Vermittlung typisch turnerischer Bewegungserfahrungen, deren Kern darin besteht, an und mit Turngeräten eine beliebige Lage im Raum einzunehmen. Das Lernen turnerischen Bewegens zielt auf die Entwicklung von funktional angemessenen Lösungen der sich stellenden Bewegungsprobleme an Turngeräten bzw. entsprechenden geräteähnlichen Materialien.
Im pädagogischen Sinne ist „Turnen“ also ein Lerngegenstand, zu dem Lernende ihr leibliches Selbstverhältnis durch den Erwerb turnerischen Könnens an Geräten in einer schöpferisch und dialogisch orientierten Auseinandersetzung mit den arrangierten Turngelegenheiten klären. Hinzu kommt die sozialleibliche Verständigung mit anderen im gemeinsamen Turnen an und mit Geräten. Beide Vermittlungsleistungen sind als Einheit zu sehen, an deren Ende der eigene bewegungsbezogene Umgang mit Geräten steht.
Das Lernangebot für die einzelnen Zugänge zum turnerischen Können setzt den fachkompetenten Umgang der Lehrkraft mit Turngeräten, einschließlich Sicherheits- und Hilfeleistung, voraus. Der Aufbau von situationsangepassten Gerätearrangements bezieht sich auf das oben skizzierte Turnverständnis und beruht auf didaktischen Kenntnissen zum Prozess des Bewegungslernens. Sowohl zu diesem Lernkonzept wie auch zur praktischen Umsetzung liegen zahlreiche Unterrichtsbeispiele und Praxisideen vor, die zur Unterstützung für eine inklusive Unterrichtsplanung im Bewegungsfeld Turnen genutzt werden können (siehe Literaturverzeichnis).
Zugänge im Bewegungsfeld „Bewegen an Geräten“
Das Lernen turnerischen Bewegens setzt ein Einlassen auf Turngeräte oder turngerätähnliche Materialien voraus. Die Turngeräte stehen im Fokus der Mensch-Welt-Beziehung. Immer geht es darum, auf die Geräte hinauf, um die Geräte herum oder über die Geräte hinweg zu kommen. Das setzt Balance-Halten im Stehen, Gehen, Hüpfen, Springen mit Kontakt der Füße zum Gerät oder auch umgekehrt mit Kontakt der Hände zum Gerät (wenn auch nur mit eingeschränktem Bewegungsrepertoire) voraus, aber vor allem beruht das Turnen auf Bewegungen mit Handstütz oder im Hang, verbunden mit vielen freien Flugphasen durch Lösen vom Boden nach Absprung oder vom Gerät durch funktionelles Loslassen des Gerätes. Die denkbaren turnerischen Bewegungslösungen sind vielfältig und (fast) beliebig. Im engeren turnerischen Sinne hat sich ein Kanon an „Turnfertigkeiten“ entwickelt, der heute das klassische Gerätturnen im Vereins- und Leistungsturnen bestimmt. Ein solcher Kanon mit Fertigkeiten wie Rolle vw., Rolle rw., Flugrolle, Handstand, Rad, Hüftauf- und -umschwung, Laufkippe, Hocke über den Bock, Grätsche über den Querkasten u.v.m. hätte den Vorteil, dass man ihn nach Schwierigkeit der einzelnen Fertigkeit auf die gestuften Zugänge verteilen könnte. Damit wäre allerdings verbunden, den Lernprozess auf die vorgegebenen Technikformen zuzuschneiden. Der Lernerfolg müsste dann maßgeblich am Grad der erreichten Zielform festgemacht werden.
Für solche Turnfertigkeiten existieren zahlreiche Übungsreihen, die nach dem Prinzip vom Leichten zum Schweren aufgebaut sind und das Lernen als linearen Prozess verstehen. So selbstverständlich dies zu sein scheint, so wenig überzeugt dies beim Lernen in der Praxis. Es ist gerade nicht eindeutig, was für wen leicht oder schwer ist. Dies hängt nicht nur von biographischen Erfahrungen des turnerischen Bewegens, den unterschiedlichen Deutungen und Beweg-Gründen der Lernenden ab, sondern vor allem davon, welche grundlegende Bewegungsabsicht das turnerische Bewegungshandeln leitet. Daher können Lernende die Bewegungsabsicht in ihrer Ganzheit oft auf Anhieb oder nach mehrfachen Versuchen mit Variationen schneller lernen als dies durch sinnentleerte Teilbewegungen einer komplexen Technik möglich ist. Entscheidend sind die erzeugten Effekte im ganzheitlichen Bewegungsvollzug, die über leibliche Rückmeldungen eine Korrektur des nächsten Versuchs bewirken (unterstützt durch die Lernbegleitung der Lehrenden). Entsprechend sind Lernsituationen zu arrangieren, die differenzierte Zugänge zu den turnerischen Bewegungsformen unter Beibehaltung der leitenden Bewegungsabsicht eröffnen.
Motor eines solchen Lernprozesses ist das turnerische Bewegungsproblem. Lernende müssen zunächst verstehen, worin das zu lösende Bewegungsproblem einer Bewegungsabsicht besteht (Was ist das Bewegungsproblem des Aufschwingens auf eine Reckstange? Was muss ich tun, um mich auf die Stange hinaufzudrehen und in den Stütz zu gelangen? Was ist das Problem beim Handstand? Was muss ich tun, um auf meinen Händen stehen zu können?). Ausgehend von einem solchen Bewegungsproblem wird die Genese einer funktionalen Bewegungslösung nachvollziehbar. Mit dem genetischen Ansatz des Lehrens und Lernens von Bewegungen gelangt die jeweilige zentrale Bewegungsabsicht mit dem darin enthaltenen Bewegungsproblem in den Blick. Die Lösungswege und die möglichen Bewegungsformen sind dann nicht vorab eingespurt, sondern offen und können individuell verschieden ausfallen. Ein solches Lernverständnis greift das oben angedeuteten Potenzial des Balancierens, Springens, Schwingens, Rollens oder anderen turnerischen Bewegungsabsichten mit und ohne Stütz, im Hang oder Flug auf, aus denen erst die Turnfertigkeiten durch Erfinden und Nacherfinden entstehen. Insofern wird innerhalb der einzelnen Zugänge ein problemorientiertes Vorgehen empfohlen, um den Lernenden die Entwicklung eines individuellen turnerischen Könnens zu eröffnen. Dabei ist Folgendes zu beachten bzw. für den Lernprozess hervorzuheben:
Basaler Zugang: Körpererfahrung in Bewegung
Der basale Zugang zum Bewegungsfeld Turnen ermöglicht es den Lernenden auf grundlegende Weise, Turngeräte und ähnliche Materialien (z. B. aus der Bewegungsbaustelle mit Würfeln, Quadern, Brettern, Balken, Schlaufen usw.) durch Bewegungshandeln in Erfahrung zu bringen. Höhe und Breite, Stabilität und Labilität von Geräten werden in der Bewegung erfahren und beeinflussen als Bedingung die eigenen Bewegungsaktivitäten. Im dialogischen Umgang mit Turngeräten erfahren Lernende auf diese Weise, dass sie selbst die Situation einrichten und für eigene Herausforderungen verändern können. Die Turngeräte fordern dann beispielsweise dazu auf, Geräte durch Absprung vom Boden oder einem Sprungbrett bzw. Mini-Trampolin zu überwinden, von Geräten herunterzuspringen oder auf Geräte hinaufzukrabbeln, an verschiedenen Turngeräten im Stütz zu turnen, auf Geräten in Balance zu bleiben oder an Geräten im Hang zu schaukeln oder zu schwingen. Dabei geht es um den Aufbau von Vertrauen in die eigenen körperlichen Bewegungsmöglichkeiten durch positive Körper- und Materialerfahrungen im Kontext sozial arrangierter Bewegungssituationen. Im Kern geht es bei diesem Zugang um erste turnerische Erfahrungen zu den Grundthemen im Bewegungsfeld Turnen. Dabei spielen turnerische Fertigkeiten im Sinne von „Techniken“ noch keine Rolle. Es werden keine Turnübungen eingeübt, sondern Erfahrungsmöglichkeiten zum sicheren Bewegen an Turngeräten eröffnet.
Fazit: Mit dem basalen Zugang lernen Kinder die Turngeräte und Materialien als Anlass für alltagsnahes „turnerisches“ Bewegen wahrzunehmen, sie in ihren Eigenschaften zu erspüren und für eigene Bewegungsformen zu nutzen.
Elementrarer Zugang: Bewegen- und Wahrnehmen
Der elementare Zugang wendet zunehmend den Blick von den Turngeräten mit ihren materialen Eigenschaften auf die Bewegungsabsichten, die mit diesen Turngeräten verbunden sind. Alle Turngeräte sind so konstruiert oder können so arrangiert werden, dass an ihnen spezifische Bewegungsaufgaben gelöst werden können. Jedes Grundthema des Turnens ist mit bestimmten Geräten oder Gerätekonstellationen verbunden, an denen es in besonderer Weise hervorgehoben und konkretisiert werden kann. Daher sollen bei diesem Zugang jeweils das Balancieren, Rollen und Drehen, Springen und Überschlagen sowie das Schwingen und Pendeln in seinen grundlegenden Bewegungsabsichten vielfältig erprobt, variiert und durch mitgestaltete Gerätearrangements erfahren werden. Es geht um ein sicheres Bewegungshandeln in den Grundthemen des Bewegungsfeldes Turnen. Dazu gehören das Bewältigen von Balancesituationen im Stand, Gehen oder Laufen mit Drehungen, auch auf schmalen und wackeligen Bewegungsflächen, aber auch die Erfahrung des Abhebens vom Boden durch Springen auf und über Geräte. Bedeutsam sind für diesen Zugang einfache turnerische Bewegungsformen zu den vier zentralen Grundthemen des Turnens. Damit entsteht ein erstes turnerisches Bewegungsrepertoire, das eine gute Grundlage für das turnerische Bewegen im engeren Sinne der Turngeräte bildet.
Fazit: Mit dem elementaren Zugang lernen Kinder turnerische Bewegungssituationen mitzugestalten und einfache turnerische Bewegungsabläufe nach eigenen körperlichen Möglichkeiten zu realisieren.
Primarer Zugang: Sportliches Handeln und Urteilen
Beim primaren Zugang rücken die Turngeräte in ihrer turnerischen Auslegung stärker in den Blick. Es geht darum, die Bewegungsabsichten der Grundthemen aus dem Bewegungsfeld Turnen als turnerische Bewegungsformen zu bewältigen. Wichtig ist bei diesem Zugang, dass die Lernenden die Bewegungsformen des Balancierens, Rollens und Drehens, Springens und Überschlagens sowie des Schwingens und Schaukelns vom Bewegungsproblem her nachvollziehen können. Wenn Kinder beispielsweise bei einer Rolle vorwärts nicht die hohe Position des Kopfes überwinden können, dann ist es hilfreich zu klären, dass das Bewegungsproblem darin besteht, den Körperschwerpunkt über den Aufstützpunkt der Hände zu bringen. Erst dann kann ich über den Rücken abrollen und auf den Füßen „landen“. In diesem Zug können Lernende mit der Frage befasst werden, wie man dieses Problem lösen kann. So stellt sich dann sogleich die Frage, wie kann man den Körperschwerpunkt in eine höhere Ausgangslage bringen. Hier können nun verschiedene Lösungen „erfunden“ werden. Eine Lösung wäre z. B., dass die Rolle vorwärts von einer erhöhten Fläche heruntergeturnt werden kann (z. von einem kleinen Kasten oder auf einer schiefen Ebene). Auf diese Weise lassen sich für alle Bewegungsabsichten des Bewegungsfeldes Turnen die jeweils zu lösenden Bewegungsprobleme erkennen und im Sinne eines genetischen Vorgehens durch entsprechende Lern- und Übungssituationen auf differenzierte Weise bearbeiten. Kinder und Jugendliche lernen so ihren Lernprozess selber zu gestalten, sie sind in der Lage, die Bewegungsabläufe zu erkennen, zu beschreiben und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Ihr Bewegungskönnen orientiert sich dabei an individuellen Bewegungslösungen turnerischer Bewegungsaufgaben.
Fazit: Beim primaren Zugang lernen Kinder und Jugendliche, sich auf das turnerische Bewegen an Geräten einzulassen und Formen auf, um und über Turngeräte zu finden, zu üben und im Kontext des Gerätturnens in beschreibender und reflektierender Weise einzuordnen.
Sekundarer Zugang: Sport- und bewegungskulturelle Partizipation im Handeln und Wissen
Der sekundare Zugang übersteigt die freien und individuellen Bewegungslösungen innerhalb der Grundthemen des Turnens und fokussiert auf funktionale turnerische Bewegungsformen in Abhängigkeit von den je eigenen körperlichen Möglichkeiten. Dabei stehen die typisch turnerischen Bewegungsformen mit den Absichten der Grundthemen des Turnens im Mittelpunkt. Die Lernenden analysieren die Bewegungsformen aus der Perspektive des jeweiligen Bewegungsproblems und entwickeln eigenständig Lösungen durch spezifische Geräteaufbauten mit und ohne Partnerhilfe. Ziel ist es, dass alle Lernenden ihr Bewegungskönnen verbessern und eigene turnerische Bewegungskunststücke entwickeln und vorzeigen können. Der Lernprozess verläuft entlang der Genese der Bewegungsform, ausgehend vom Bewegungsproblem bis hin zur funktionalen Bewegungslösung. Auf der Wissensebene geht es um biomechanische Prinzipien zum Körperschwerpunkt, Ein- und Absprungwinkel, Verteilung der Körpermassepunkte um die Drehachse, Fliehkräfte u.v.m. Bedeutsamer ist allerdings die Frage, worin das zu lösende Bewegungsproblem besteht, von dem die Lösungssuche ihren Anfang nimmt. Mit diesem vierten Zugang wird noch mehr als zuvor die Frage in den Mittelpunkt gerückt, was jemand tun muss, um das Bewegungsproblem zu lösen. Dabei geht es vor allem um die im Bewegen erzeugten Effekte. Korrekturen und modifizierte Versuche entstehen aus der Reflexion dieser Effekte, verbunden mit wissensbasierten Analysen zum Bewegungsablauf. Allerdings bleibt das erreichte individuelle Bewegungskönnen nicht bei der einzelnen turnerischen Bewegungsform stehen. Vielmehr soll dieser Zugang dazu dienen, die Bewegungskunststücke zu Bewegungsfolgen zu verbinden oder zu einer Gruppenchoreographie zu gestalten. Damit steht dieser Zugang für eine turnerische Bewegungskultur, die über das klassische Gerätturnen hinausgeht und das gemeinschaftliche Erleben turnerischen Bewegens betont. Vor diesem Hintergrund geht es um die Thematisierung des Turnens zwischen klassischem Gerätturnen und bewegungskulturellen Bewegungskünsten.
Fazit: Der sekundare Zugang ermöglicht Jugendlichen, ihr turnerisches Bewegen an Geräten im Schwierigkeitsniveau zu steigern, anhaltend zu üben und eigenständig funktionale Bewegungskunststücke an Turngeräten alleine und in Gruppen zu entwickeln und als bewegungskulturelle Situation zu inszenieren sowie in den Kontext des Sports einzuordnen.
Grundthemen im Bewegungsfeld „Bewegen an Geräten“
Die grundlegenden Themen des Turnens ergeben sich aus den turnerische Bewegungsabsichten des
- Balancierens (einschließlich des Kletterns),
- Rollens und Drehens,
- Springens und Überschlagens sowie
- Schwingens und Pendelns.
Als turnerische Bewegungsabsichten sind sie zwingend an Turngeräte, turnähnliche Materialien oder Geräte-/Materialkombinationen gebunden. So entstehen sie erst aus den Bedingungen der Geräte und erlangen dadurch ihre turnerischen Möglichkeiten. Die Bewegungsabsicht ist letztlich der Modus, in dem sich durch Interpretation und Deutung eines Turngerätes die individuelle Bewegungsgestalt entwickelt und an dessen Ende eine bestimmte Bewegungsform steht. Die Strukturierung nach Grundthemen orientiert sich an den typisch turnerischen Bewegungsabsichten. Das folgende Lernangebot folgt dieser Systematik, in die jeweils fachliche eingeführt wird.
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Stufenmodelle Sport (B1-B5) als
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weitere Materialien Sport
2. Literaturverzeichnis B
- Bähr, I. (2012). Bewegung (an und mit Geräten) gestalten – Bewegungskünste. In V. Scheid & R. Prohl (Hrsg.), Sportdidaktik. Grundlagen, Vermittlungsformen, Bewegungsfelder (S. 221-237). Limpert.
- Krick, F. (2012). Bewegen an und mit Geräten – Turnen. In V. Scheid & R. Prohl (Hrsg.), Sportdidaktik. Grundlagen, Vermittlungsformen, Bewegungsfelder (S. 169-190). Limpert.
- Laging, R. (1991). Stundenblätter Turnen. Bewegungsgelegenheiten zum Erkunden, Lernen, Gestalten. 5.-7. Schuljahr. (2. Aufl.). Klett.
- Leibesübungen / Leibeserziehung (1992). Themenheft „Turnen“. Heft 5. Österreichischer Bundesverlag.
- Miedzinski, K. (1996). Die Bewegungsbaustelle. Kinder bauen ihre Bewegungsanlässe selbst (7. erw. Aufl.). Verlag modernes Lernen.
- Pott-Klindworth & Roscher, M. (2009). Bewegen an Geräten. In R. Laging (Hrsg.), Inhalte und Themen des Sportunterrichts (S. 160-178). Schneider.
- Roscher, M. & Pott-Klindworth, M. (2006) Turnen neu denken und unterrichten. Praktische Anregungen und theoretische Hintergründe. Schneider.
- Sportpädagogik (1999). Themenheft „Turnen“. Heft 3. Friedrich.
- https://wimasu.de/produkt-kategorie/schwerpunkt/bewegen-an-geraeten/
- http://www.sportunterricht.de/akro/
- http://www.akro4kids.at/
- https://wimasu.de/shop/akrobatik/
3. Grundthema B1: Balancieren
Viele Bewegungsformen im Turnen gewinnen erst dadurch an Attraktivität, dass sie in dem Spannungsfeld zwischen Verlieren und Wiederherstellen des Gleichgewichts angesiedelt sind. Balancieren wird so zu einem Bewegungserlebnis. Gleichsam nebenbei finden sich alltäglich Situationen, in denen Kinder diese Spannung eingehen, sich dabei erproben und das Gleichgewicht halten lernen: da finden sich kleine und große Mauern, Flächenbegrenzungssteine, Bordsteine, gespannte Ketten oder Seile, schmale Brücken usw. Der Reiz liegt darin, den Kampf mit der Balance zu gewinnen, also das Gleichgewicht zu halten oder wiederherzustellen. Diese Bewegungsabsicht gewinnt an Spannung, je größer die Herausforderung durch die Gleichgewichtssituation ist. Didaktisch können unterschiedliche Schwierigkeitsgrade durch die Veränderung von Höhe, Breite und Länge sowie durch eine bewegliche Lagerung und/oder auch Neigung der Balancefläche hergestellt werden. Es geht darum, einen ungewissen Ausgang des eigenen Tuns durch das Gerätearrangement zu provozieren. Bei der Lösung des bewegungsbezogenen Balance-Problems spielt besonders das „Gleichgewichtsorgan“ eine Rolle. Es ist unmittelbar am Aufbau des wahrgenommenen und erlebten Raumbezugssystems beteiligt, aber – und das ist bedeutsam – es stellt nicht Balance an sich her, diese muss aktiv durch eigenes Tun erzeugt werden. „Gleichgewicht halten“ ist daher keine Bewegungsform, sondern ein grundlegendes Thema des Sich-Bewegens an allen Geräten. Turnerisches Können zeigt sich im „Spiel“ mit der Balance.
Auch das Klettern gehört in gewisser Weise zur Bewegungsabsicht des „Balancierens“. Viele Balancesituationen enthalten daher auch Formen des Kletterns. Das Klettern ist gleichsam das Balancieren mit Händen und Füßen auf begrenzten Tritt- und Halteflächen von hier nach da, von unten nach oben und wieder zurück. Aus didaktischer Perspektive kann über etwas hinweg, durch etwas hindurch oder unter etwas entlang geklettert werden. Beim Klettern geht es also immer um ein Fortkommen (beim Balancieren kann ich auch auf einer Stelle verbleiben) von einer Stütz- und Haltestelle zur nächsten. Balancieren im engeren Sinne und Klettern/Steigen/Klimmen mit Händen und Füßen gehen fließend ineinander über.
4. Tabelle Grundthema: Balancieren (B1)
Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär
5. Grundthema B2: Rollen und Drehen
Obwohl das Rollen dem Drehen von der Erscheinung her (der Körper dreht sich) ähnlich ist, unterscheidet es sich in erster Linie über die Bestimmung der Drehachse. Hierdurch enthält das Rollen andere Erfahrungspotentiale als das Drehen. Die Absicht „Rollen“ realisiert sich auf einer festen Unterfläche, die schmal oder breit, weich oder hart, schräg oder eben sein kann. Das Rollen charakterisiert sich über eine sich gradlinig fortsetzende Rotation auf einer Unterfläche (und nicht wie beim Drehen an einem Ort um eine feste Stange oder in der Luft). Gleichwohl macht es für Turnende oft keinen Unterschied, ob sie sich um eine Stange oder auf einer Fläche rotierend bewegen. Dennoch ermöglicht das Rotieren auf festen Unterflächen andere Bewegungsformen, als dies an festen oder freien Achsen der Fall ist. Die Absicht „Drehen“ ist an feste Drehachsen gebunden, wobei Teil- oder Ganzrotationen möglich sind, wie sie auf vielen Spielplätzen oder in der Turnhalle am Reck und Barren bei vielen Kindern zu sehen sind. Erweitert zählen auch freie Drehachsen, wie z. B. bei saltoähnlichen Drehungen, zur Absicht „Drehen“. Insgesamt geht es beim Drehen darum, die eigenen Kräfte so um die Drehachse zu bündeln, dass man sich vorwärts, rückwärts, seitwärts mit aufgelegtem Körper, eingehängtem Knie oder im Sitz, dabei mit oder ohne Handgriff turnend ins Rotieren bringen kann. Turnende spüren die Fliehkräfte, die notwendigen Gegenbewegungen, um „dran“ zu bleiben und die Rotationen des Körpers über den „Drehsinn“ bis zum Schwindelgefühl.
Didaktisch lassen sich vor allem über Gerätearrangements mit schrägen und ebenen Flächen zahlreiche Rollgelegenheiten entwickeln. Für das Drehen um feste Achsen stehen in erster Linie Gerätearrangements aus Reck und (Stufen)Barren oder von Partner*innen gehaltene Turnstäbe zur Verfügung. Denkbar sind auch Kombination aus Roll- und Dreharrangements, die sich dort ergeben, wo das Turnen um feste Achsen mit dem Turnen auf Rollflächen verbunden werden kann.
6. Tabelle: Rollen und Drehen (B2)
Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär
7. Grundthema B3: Springen und Überschlagen
Das Springen ist immer mit der Vorstellung des „Fliegens“ und „Frei-Seins in der Luft“ verbunden. Aber allein schon das kurze „Lösen vom Boden“ durch Abspringen oder das Herunter-Springen von einer erhöhten Fläche reicht oft schon aus, um das Gefühl des Schwebens zu vermitteln. Immer wieder geht es um den Versuch, die Schwerelosigkeit für einen Augenblick zu erleben. Verstärkt werden solche „Flugerfahrungen“ durch Absprunghilfen wie Sprungbrett, Minitrampolin oder Trampolin. Das Springen kann von hier nach da, von unten nach oben oder umgekehrt, über etwas hinweg, auf etwas hinauf oder von etwas herunter, mit oder ohne Unterstützung der Hände, ausgeführt werden. Während der Flugphase können verschiedene Bein- und Armbewegungen sowie Rotationen um alle Körperachsen ausgeführt werden. Sie müssen aber bereits beim Abspringen eingeleitet werden, denn das „In-der-Luft-Sein“ ist eine Folge des Springens.
Vielfach sind diese Sprungerfahrungen mit Körperpositionen des Kopfüber-Seins oder des „Überschlagens“ verbunden: nach dem Abspringen die Füße hochschwingen und den Kopf nach unten führen, mit und ohne Handstütz, von den Füßen auf die Hände und von den Händen zurück oder weiter vorwärts wieder auf die Füße oder ohne Handstütz zum saltoähnlichen Überschlag in der Luft. Die letzte Variante ist gleichbedeutend mit dem Drehen um eine freie Achse in der Luft.
Didaktisch bedeutsam ist an dieser Stelle, dass einzelne Bewegungsthemen in andere Themen übergehen oder sich gegenseitig ergänzen. Viele turnerische Bewegungen setzen z. B. das „Springen“ voraus. So ist auch das „Überschlagen“ vielfach mit dem „Springen“ verbunden. Hier können Turnende erfahren, was es heißt, sich im Raum neu zu orientieren. Auf Interesse stoßen oft Überschläge über den Handstütz. Denkbar ist auch, die Absicht „Überschlagen“ so weit zu fassen, dass Überschläge in ihrer Verbindung zum Schwingen im Hang (z. B. an Ringe oder Reck) thematisiert werden.
8. Tabelle: Springen und Überschlagen (B3)
Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär
9. Grundthema B4: Schwingen und Pendeln
Kindheitserfahrungen haben viel mit dem Schwingen und Schaukeln des eigenen Körpers zu tun, sich selbst in Schwung zu bringen oder sich mit einem Gerät schaukelnd zu bewegen. Das gleichmäßige rhythmische Hin- und Herschwingen kann ganz unterschiedliche Bedeutungen annehmen: es beruhigt, es rhythmisiert, es stimuliert, es orientiert usw. Pendeln können wir aus unterschiedlichen Ausgangslagen und an verschiedenen Geräten: Im Hang oder Stütz am Reck, an den Ringen oder am (Stufen-) Barren. Dahinter steht das grundlegende Thema, den Körper durch Schwingen und Schaukeln in einen schwebeähnlichen Zustand zu versetzen, den rhythmischen Wechsel von „Hin“ und „Her‘ zu verstärken oder von hier nach da zu pendeln.
Didaktisch kann unterschieden werden zwischen solchen Pendelbewegungen, die dadurch entstehen, dass der Körper selbst das Pendel ist (Reck, Ringe, Trapez) und solchen, bei denen der Körper auf oder mit einem pendelnden Gerät (Schaukel, Tau, Ringe) in Schwung kommt. In beiden Fällen kann der Anfangs- und auch Erhaltungsschwung durch aktive Körperbewegungen oder passiv durch Anschieben oder Anstoßen entstehen. Die Vielfalt der Pendelbewegungen ergibt sich aus den Polen „ohne Schaukelgerät“ und „mit Schaukelgerät“. Pendeln auf oder an einem Schaukelgerät ist leichter, weil der Körper ganz oder teilweise von dem Gerät gehalten wird. Das zentrale Thema des Pendelns ist das „In-Schwung-kommen“ und „Schwung-erhalten“. Während des Pendelns lassen sich verschiedene Beinbewegungen ausführen, die auch in Überschläge und Drehungen überführt werden können.
10. Tabelle: Schwingen und Pendeln (B4)
Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär
11. Kombithema B5: Turnen als Bewegungskunst
Das In diesem Lernangebot geht es um die Kombination einzelner Grundthemen und die Verbindung einzelner Turnübungen zu Bewegungsfolgen alleine oder in der Gruppe. Darüber hinaus enthält das Lernangebot Vorschläge zum Erlernen und Gestalten akrobatischer Bewegungskünste.
12. Tabelle: Kombithema: Turnen als Bewegungskunst (B5)
Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär