Stufenmodelle für den naturwissenschaftlichen Unterricht

Einreichfassung vom 30.09.2024

Eine Zusammenarbeit der Vertreter*innen aus den Fächern:
Biologie: Dr. Marlen Grimm
Chemie: Dr. Sandra Frach und Dr. Barbara Winter
Physik: Dr. Jochen Scheid

Inhaltsverzeichnis

  1. Abkürzungsverzeichnis
  2. Einleitung
  3. Modell „Inklusive Lernzugänge für den naturwissenschaftlichen Unterricht“ (ILZNAWI-Modell)
    3.1. ILZNAWI-Modell für den Kompetenzbereich Fachwissen
    3.2. ZNAWI-Modell für den Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung
  4. Stufenmodelle
    4.1. NaWi-Stufenmodell für fächerübergreifende basale und elementare Kompetenzen
    4.2. NaWi-Stufenmodelle für fächerübergreifende naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen 
    4.2.1. Stufenmodell „Naturwissenschaftliches Denken als Prinzip der Erkenntnisgewinnung“
    4.2.2. Stufenmodell „Experimentieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise“
    4.2.3. Stufenmodell „Modellieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise“
  5. Führerscheine für die Hand der Kinder und Jugendlichen
    5.1. „Forschungs-Führerschein“: Naturwissenschaftliches Denken als Prinzip der Erkenntnisgewinnung
    5.2. Experimentier-Führerscheine“: Vorgegebene und eigene Experimente
    5.2.1. „Experimentier-Führerschein A“: Vorgegebene Experimente aufbauen, durchführen und auswerten als naturwissenschaftliche Arbeitsweise
    5.2.2. „Experimentier-Führerschein B“: Experimente selbst entwickeln, durchführen und auswerten als naturwissenschaftliche Arbeitsweise
    5.2.3. “Modelle-Führerschein“: Entwickeln von Modellen
  6. Entwürfe für das Lernen am gemeinsamen Gegenstand
  7. Themen und Interessen der Kinder
    7.1. Methoden–Ideen
    7.1.1. Brainstorming
    7.1.2. „Forscher-Frage der Woche”
    7.1.3. Projektarbeit
    7.1.4. Freiarbeit und Lernbüroarbeit
    7.1.5. Kompetenzraster
    7.2. Inhalts-Ideen
    7.2.1. Unser Wasser – lebenswichtig, nützlich, wertvoll und geheimnisvoll
    7.2.2. Unsere Energieversorgung – Energie als Motor unserer Gesellschaft und Grundlage des Lebens
    7.2.3. Unsere Atmosphäre
    7.2.4. Unsere Sonne – Lebensspender für die Erde
    7.2.5. Plastik – Wertstoff, Werkstoff oder Müll?
    7.2.6. Farben – kunstvoll und geheimnisvoll
    7.2.7. Kommunikation: Mensch vs. Tiere
    7.2.8. Wir sind mobil – schneller, weiter, höher, tiefer
    7.3. Experimente-Sammlungen
  8. Kommentierter Überblick über weitere Stufenmodelle
  9. Literaturverzeichnis

Hinweis: Dieser Bereich wurde von den Autor*innen der drei Fächer Biologie, Chemie und Physik gemeinsam erstellt und soll die fächerverbindenden Elemente der drei naturwissenschaftlichen Fächer abdecken. Die jeweils fachspezifischen Stufenmodelle und Informationen finden Sie in Kürze unter:
• Biologie
• Chemie
• Physik


1. Abkürzungsverzeichnis

  • ILZNAWI-Modell = Modell „Inklusive Lernzugänge für den naturwissenschaftlichen Unterricht“
  • NaWi = Naturwissenschaft(en)
  • ReMi = Reckahner Modelle zur inklusiven Unterrichtsplanung
  • SuS = Schülerinnen und Schüler

2. Einleitung

Naturwissenschaftliche Grundbildung

Naturwissenschaften begegnen uns ständig im Alltag – häufig unbewusst. So finden biologische, chemische und physikalische Vorgänge z.B. beim Putzen, Kochen, Essen und Sport statt. Der Umgang mit naturwissenschaftlichen Problemen sowie der gezielte Einsatz von Naturwissenschaften im alltäglichen Handeln oder im Berufsleben erfordert naturwissenschaftliche Bildung als lebenslangen Lernprozess. Dieser kann durch Erlebnisse in der Natur, im Alltag und in Bildungseinrichtungen ablaufen. Als wichtiger Teil der Allgemeinbildung ermöglicht das Wissen über Naturwissenschaften eine aktive Teilnahme an der Kommunikation und Meinungsbildung in unserer Ge-sellschaft (KMK 2004c). „Naturwissenschaftliche Grundbildung ist die Fähigkeit naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommen Veränderungen betreffen“ (Artelt et al. 2001, S. 60). Sie beinhaltet zudem die „Struktur des Wissens, Methoden der Wissensproduktion und deren kritische Reflexion“ (Steffensky & Wilms 2006, S. 14). „Ziel naturwissenschaftlicher Grundbildung ist es [daher], Phänomene erfahrbar zu machen, die Sprache und Historie der Naturwissenschaften zu verstehen, ihre Ergebnisse zu kommunizieren sowie sich mit ihren spezifischen Methoden der Erkenntnisgewinnung und deren Grenzen auseinanderzusetzen“ (KMK 2004c, S. 6).

Fächerübergreifende Zusammenarbeit

Die drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik bilden in den Fachwissenschaften, aber auch im Unterricht, große Schnittmengen. Dies betrifft sowohl inhaltliche Bereiche als auch die naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, beispielsweise das Experiment oder das Modell. Daher war es naheliegend, sich im Projekt ReMi zusammenzuschließen, auszutauschen und über-schneidende Aspekte zu diskutieren. Für die Durchdringung der Naturwissenschaften sind gemeinsame basale und elementare Kompetenzen notwendig. Nicht umsonst wird im Sachunterricht der Grundschule ein fächerübergreifender Ansatz verfolgt. Daher wurde das basale und elementare Stufenmodell übergreifend für alle drei Naturwissenschaften mit späterer themenspezifischer Ausdifferenzierung für den Primar- und Sekundarbereich entwickelt. Im Entwicklungsprozess der themenspezifischen Stufenmodelle wurde festgestellt, dass sich in den drei Fächern Operatoren und Komplexitätsstufen stark ähneln. Auf Grundlage eines übergreifenden Modells (s. Kapitel 3) wurden entsprechend Vorlagen zur Formulierung von Stufenmodellen im naturwissenschaftlichen Unterricht entwickelt, welche eine Vergleichbarkeit und Vernetzung der Fächer ermöglichen. Somit wird der Lehrkraft die Planung eines fächerübergreifenden Unterrichts, sowie die Diagnose und Umsetzung individueller Fördermaßnahmen in den Fächern Biologie, Chemie und Physik erleichtert.

Bildungsstandards geben Kompetenzbereiche vor

Um die beschriebene naturwissenschaftliche Bildung zu erreichen, wurden von der Kultusministerkonferenz – wie auch für die Hauptfächer – Bildungsstandards für die Fächer Biologie, Chemie und Physik für den Mittleren Schulabschluss festgelegt. Darin enthalten sind für alle drei Naturwissenschaften einheitlich die Kompetenzbereiche Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung. Unter dem Bereich des Fachwissens wurden sog. Basiskonzepte berücksichtigt (KMK 2004a, b & c). Diese sollen die Systematisierung und Vernetzung des Fachwissens unterstützen und erleichtern.
Eine Auseinandersetzung mit den Bildungsstandards bei der Erstellung eines Stufenmodells ist nicht nur durch die Verbindlichkeit für die Bundesländer zwingend notwendig, sondern auch für den stufenweisen Aufbau einzelner Kompetenzen für den Mittleren Schulabschluss. Die Vernetzung der drei Naturwissenschaften wird zum einen dadurch sichtbar, dass fächerübergreifende Stufenmodelle entwickelt wurden. Zum anderen wurden die fachspezifischen Stufenmodelle auf fächerverbindende Aspekte geprüft und diese entsprechend untereinander verlinkt, um die Schnittmengen zwischen den Fächern sichtbar zu machen.

Rahmenpläne geben „Essentials“ (Kernthemen) für den Kompetenzbereich „Fachwissen“ vor

Eine ausschließliche Orientierung an den Bildungsstandards ist allerdings nicht ausreichend, da sie in den verschiedenen Lehrplänen der jeweiligen Bundesländer unterschiedlich berücksichtigt werden. Ein Blick in die Lehrpläne zeigt, dass häufig weiterhin der Schwerpunkt auf der Vermittlung von Fachwissen liegt. Dies ist nicht verwunderlich, da die Bereiche Bewertung, Kommunikation und Erkenntnisgewinnung sinnvollerweise selten isoliert und meist gekoppelt mit fachlichen Inhalten unterrichtet werden. Entsprechend wurden in einer umfangreichen Rahmenplanrecherche Kernthemen herausgearbeitet, anhand derer alle Kompetenzbereiche geschult werden können. Für diese „Essentials“ wurden entsprechende Fachwissen-Stufenmodelle entwickelt.

Besondere Bedeutung des Kompetenzbereichs „Erkenntnisgewinnung“

Der Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung zielt auf die Entwicklung naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen, welche eine besondere Rolle für die naturwissenschaftliche Grundbildung spielen (Steffensky & Wilms, 2006). Neben einer Berücksichtigung dieses Kompetenzbereiches innerhalb der Fachwissen-Stufenmodelle erschien es daher sinnvoll, zusätzlich eigene Stufenmodelle für diese naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen zu entwickeln.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


3. Modell „Inklusive Lernzugänge für den naturwissenschaftlichen Unterricht“ (ILZNAWI-Modell)

Um die Stufenmodelle für die naturwissenschaftlichen Fächer systematisch und zu einem gewissen Grad einheitlich entwickeln zu können, wurde zunächst nach einem allgemeingültigen Modell gesucht, welches als gemeinsame Grundlage für die Formulierung der Stufenmodelle dienen kann. Eine umfangreiche Recherche zu verschiedenen Kompetenz-/Komplexitäts(stufen)modellen im allgemein-didaktischen und pädagogisch-psychologischen Bereich (v.a. Piaget et al. (2016), Leontʹev (1973), Lenschow & Klauß (2014), Sasse & Schulzeck (2013), Commons et al. (2014), Leisen (2015)) sowie auch im Bereich der Naturwissenschaftsdidaktik (v.a. Walpuski et al. (2010), Bernholt et al. (2009), Mayer et al. (2008), Kultusministerkonferenz (2013)) ergab viele Anknüpfungspunkte, jedoch schien keines der Modelle gänzlich geeignet, alle für den inklusiven naturwissenschaftlichen Unterricht relevanten Aspekte der Kompetenzentwicklung abzubilden. Aus diesem Grund wurde ein eigenes Modell mit dem Titel „Inklusive Lernzugänge für den naturwissenschaftlichen Unterricht“ (ILZNAWI) entwickelt (Download als PDF: Grimm et al., 2024). Die Bezeichnung „Inklusive Lernzugänge“ soll sowohl die Individualisierung als auch die Kooperation verdeutlichen, die das Lernen auf Grundlage des ILZNAWI-Modells ausmacht. Angelehnt an die Stufen der „dominierenden Tätigkeit“ nach Leontʹev (1973) sowie die „Zone der nächsten Entwicklung“ nach Vygotskij (1964), lassen sich Tätigkeiten und Lernzugänge beschreiben, die allen Lernenden einen individuellen Zugang zum gemeinsamen Gegenstand ermöglichen und die in kooperativen Prozessen zusammengeführt werden können und sollten (Grimm, 2023).
Neben dem Fokus auf die kontinuierliche Entwicklung von Kompetenzen, bietet jede Stufe im ILZNAWI-Modell auch für sich die Möglichkeit, individualisierte Zugänge zum gemeinsamen Lerngegenstand zu schaffen.

Das ILZNAWI-Modell dient(e) als Grundlage für die Entwicklung der fachspezifischen Stufenmodelle in den Fächern Biologie, Chemie und Physik, ebenso wie für die fächerverbindenden basalen und elementaren Stufen sowie für die Stufenmodelle zur Erkenntnisgewinnung.

Das ILZNAWI-Modell wird nachfolgend dargestellt und eignet sich zudem als Vorlage für eine eigenständige Erstellung eigener Stufenmodelle für weitere Unterrichtsthemen, die im Rahmen des ReMi-Projekts nicht ausdifferenziert wurden. Eine theoretische Herleitung der Entwicklung des Modells steht zum Download bereit (Download PDF: Verfahrensdokumentation).


Tabelle 3.1. ILZNAWI-Modell für den Kompetenzbereich Fachwissen

Den Kern des ILZNAWI-Modells bilden die nummerierten Stufen. Die Stufen 1-4 wurden in Anlehnung an allgemeine pädagogisch-psychologische Stufenmodellen v.a. von Lenschow & Klauß (2014), Piaget et al. (2016) und Leontʹev (1973) und formuliert. Ab Stufe 6 dienten naturwissenschaftsdidaktische Stufenmodelle als Orientierung, hier v.a. Walpuski et al. (2010), Bernholt et al. (2009), Mayer et al. (2008) und die Kompetenzstufen des Projekts „ESNaS“ der Kultusministerkonferenz (2013). Stufe 5 stellt eine Übergangsstufe von den allgemeindidaktischen zu den fachdidaktischen Stufen dar. Dadurch legt das Modell insgesamt einen besonderen Fokus auf die Übergänge zwischen den Stufen, die Durchlässigkeit innerhalb der Bildungsbereiche und die auf der jeweiligen Stufe relevanten Aspekte von Sprache.
Links neben den Stufen (blau) wurde eine Zuordnung der Bereiche basal, elementar, primar und sekundär vorgenommen. Diese dient der Orientierung für die Lehrkräfte und der Veranschaulichung von möglichen Überlappungen der drei Bildungsbereiche. Nicht zuletzt soll sie auch die Entwicklung der Stufenmodelle unterstützen, indem sie einen zwingt, immer auch diese Dimension bei der Formulierung der Stufen mitzudenken. Schraffiert sind Felder, die je nach Ausformulierung und Thema der jeweiligen Stufe Übergänge zwischen den Bildungsbereichen darstellen können.

Rechts im Modell (orange) wird veranschaulicht, welche Form von Sprache in den jeweiligen Stufen möglich bzw. besonders relevant ist. Vor allem in Hinblick auf den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist es wichtig, dass die ersten 4-5 Stufen für alle Lernenden grundsätzlich auch OHNE Verbal- und Schriftsprache erreichbar sein sollten. Letzteres bezieht auch den erweiterten Lesebegriff nach Günthner (1999) mit ein. Natürlich sollten auch diese Stufen trotzdem von Anfang an sprachlich begleitet werden – so dass auch die basalen Stufen für alle Lernenden interessant und relevant sind, denn selbst einfache Sinneswahrnehmungen können auf verschiedenem sprachlichem Niveau (sowohl alltags- als auch fachsprachlich) reflektiert werden und so allen Lernenden intensive Lernerfahrungen bieten. Zudem gibt es ihnen die Möglichkeit, ihre Sprache im Dialog mit den „basal Lernenden“ anzupassen.

Bei diesen Überlegungen ist jedoch zu beachten, dass die Sprache „lediglich“ die jeweilige Art des Denkens repräsentiert: Das fachliche Denken mit starkem Einbezug der Kausalität lässt sich vom alltäglichen Denken abgrenzen, in dem Kausalitäten oft nicht in dem Maß vorhanden sind wie im Fachdenken. Das Nutzen von Fachsprache soll dabei helfen, anderes Vorwissen zu aktivieren, als es durch die Verwendung von Alltagssprache möglich ist. Dabei geht es entsprechend um exakt definiertes Fachwissen sowie Fachkonzepte im Vergleich zu wohlbekanntem, aber eher weniger exaktem Alltagswissen. Das Modell impliziert demnach bei der Verwendung der Bezeichnung „Alltags-“ und „Fach- bzw. Bildungssprache“ die dahinterliegende Aktivierung von Alltags- und Fachwissen. 

Je höher die Stufe im ILZNAWI-Modell desto relevanter werden sowohl die Verbal- als auch die Schriftsprache. Da Alltagssprache in der kognitiven Entwicklung der Kinder und Jugendlichen vor Bildungs- bzw. Fachsprache entwickelt wird, ist diese in den ersten 5 Stufen vorherrschend. Auch die Stufen 6a-b sind zum Teil noch mit Alltagssprache und -denken zu bewältigen, wobei ab Stufe 6 insgesamt jedoch ein stärkerer Fokus auf Bildungs- bzw. Fachsprache und den entsprechenden Denkprozessen gelegt wird. Ab Stufe 6c wird die Alltagssprache sowohl im Vokabular als auch in der Syntax zunehmend ausdifferenziert, da das Erklären komplexer Zusammenhänge und die Entwicklung und Prüfung eigener Konzepte stark dem Fachdenken zuzuschreiben sind und eine eindeutige Fachsprache erfordert. Entsprechend nimmt der Anteil an Alltagssprache ab dieser Stufe ab. Je nach Komplexität des Unterrichtsthemas bleibt es – zwar eingeschränkt – aber grundsätzlich möglich, auch bis Stufe 6f noch alltagssprachlich zu arbeiten. Da Alltags- und Fach- bzw. Bildungssprache mit ihren einhergehenden Denkweisen in schulischem Kontext immer parallel existieren, ist auch ein Wechsel bzw. Übergang von einer zur anderen Form möglich bzw. sollte von den Lehrpersonen bei der Unterrichtsplanung stets berücksichtigt werden (Busch, 2017). Hierbei ist im Sinne eines erfolgreichen Schulabschlusses natürlich das Ziel, dass möglichst viele Lernenden fachliches Denkniveau mit entsprechendem Bildungs- bzw. Fachsprach-Niveau erreichen. 

Sowohl die Darstellung der Bildungsbereiche also auch die der Sprache sollen lediglich als Orientierung bei der Entwicklung der themenspezifischen Stufenmodelle dienen und können je nach Lerngruppe und Thema im vorgegebenen Rahmen individuell variiert werden.

Für die Entwicklung von Stufenmodellen für den Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung wurde das ILZNAWI-Modell etwas verändert und wird nachfolgend dargestellt. Außerdem wurden weitere Versionen des Modells erstellt, die einen schnellen Überblick über die Stufen erlauben (Kurzversionen zum Download als PDF) bzw. konkrete Vorlagen und Formulierungshilfen für die Stufenmodelle bieten (Vorlagen zum Download als PDF).

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


Tabelle 3.2. ILZNAWI-Modell für den Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung


4. Stufenmodelle

4.1. NaWi-Stufenmodell für fächerübergreifende basale und elementare Kompetenzen

Das Lernen über Naturwissenschaften umfasst nicht nur das Lernen über Themen und Methoden der naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen wie Biologie, Chemie und Physik. Auf einer ganz basalen Ebene umfasst es zunächst das Lernen über mich und meine Umwelt bzw. weiterführend die Menschen, die Gesellschaft und die Natur sowie über das Miteinander dieser Komponenten und die wechselseitige Beeinflussung derer untereinander. Diese Bedeutung einer naturwissenschaftlichen Grundbildung wird bereits deutlich, wenn man auch die Bildungspläne für die Kindertagesbetreuung der einzelnen Bundesländer betrachtet (s. Literaturverzeichnis).
Als einzelnes Individuum „über Naturwissenschaften“ zu lernen, bezieht hiernach die Schulung der Wahrnehmung mit allen Sinnen, das Training des Bewegungsapparats sowie soziale Interaktionen, inklusive der Kommunikation, mit ein. An den folgenden drei markanten Beispielen kann veranschaulicht werden, wie in den Naturwissenschaften gelernt wird und welche basalen sowie elementaren Kompetenzbereiche für dieses Lernen von besonderer Relevanz sind.

  1. Ein naturwissenschaftliches Phänomen wird beobachtet, hinterfragt und es wird versucht eine Erklärung hierfür zu finden (Schmidkunz & Lindemann, 2003).
    Grundlegend hierfür ist, dass das naturwissenschaftliche Phänomen zunächst wahrgenommen wird. Um es wahrzunehmen, müssen wiederum die eigenen Sinne trainiert sein, um die Informationen aufzunehmen und kognitiv zu verarbeiten (Textor, 2005, 2010; Trexler-Walde, Luong & Bassara-Stachowiak, 2005). Ohne die Wahrnehmung des Phänomens kann es nicht hinterfragt werden. Weiterhin kann kein Staunen über das Phänomen entstehen, sodass kein unmittelbares Interesse dafür geweckt werden kann (Krapp, 1999, 2001, 2002). Das empfundene Interesse an etwas ist zudem eine wesentliche Komponente für die intrinsische Motivation sich mit etwas näher beschäftigen zu wollen. Entsprechend ist es bedeutend vielseitige Kompetenzen im Bereich der Wahrnehmung zu erwerben.
  2. Ein naturwissenschaftliches Phänomen wird durch Experimente erkundet bzw. erforscht (Schmidkunz & Lindemann, 2003).
    Bereits Kleinkinder lernen im Rahmen ihrer Übungs- und Funktionsspiele (Textor, 2005, 2010; Trexler-Walde, Luong & Bassara-Stachowiak, 2005) ihre Umwelt kennen und beobachten dabei naturwissenschaftliche Phänomene: Beispielsweise fallen in diesen Spielen verwendete Gegenstände i.d.R. nach unten, wenn man sie los lässt bzw. weg wirft oder sie verändern vielleicht ihre Form bzw. geben Töne von sich, wenn man sie zerreißt oder fest klopft. Erneutes Staunen und weiterführendes Ausprobieren bzw. anfängliches gezieltes Experimentieren kann dann durch das Herbeiführen kognitiver Konflikte ausgelöst werden, wie z. B. einen mit Helium gefüllten Ballon, der beim Loslassen und Werfen nicht nach unten fällt, sondern nach oben steigt. Grundlegend für diese zufälligen unkonkret-anschaulichen und konkret-gegenständlichen Miniexperimente sind basale und elementare motorische Kompetenzen, wie z. B. das gezielte Ergreifen, Loslassen und Bewegen von Gegenständen. Hieraus lässt sich ableiten, dass der Bereich der Motorik ein weiterer zentraler Kompetenzbereich für das Lernen in den Naturwissenschaften darstellt.
  3. Ein naturwissenschaftliches Phänomen wird gemeinsam beobachtet oder durch Experiment erkundet bzw. erforscht (Schmidkunz & Lindemann, 2003).

Bereits Kleinkinder zeigen oft sehr deutlich das Bedürfnis der Kommunikation über das Entdeckte oder den Austausch beim gemeinsamen Experimentieren. Dies gelingt, wenn basale Kompetenzen der sozialen Interaktion und Kommunikation erworben wurden. Beide Kommunikationspartner müssen einerseits einander in ihren Äußerungen verstehen und andererseits auf die Bedürfnisse, Ideen und Wünsche des anderen beim Experimentieren bzw. Beobachten eingehen. Dies ist auch für Lernende mit Förderschwerpunkt geistige und/oder körperlich-motorische Entwicklung von besonderer Bedeutung. Es müssen grundlegende Kenntnisse über vorsprachliche Ausdrucksmittel, wie Gestik, Mimik und Laute erworben werden. Methodisch sind hierfür Mittel zur Unterstützten Kommunikation (Abbildungen, Gebärden, Sprachausgabegeräte (Talker) und deren Nutzung durch vorbildhaftes Handeln (Modelling) von Bedeutung.

Mit Blick auf die Umwelt bedeutet dies, dass eine Grundlage für die Interaktion mit Tieren, einen verantwortungsvollen Umgang mit ihnen sowie allgemein mit der Natur und den natürlichen Ressourcen geschaffen wird. Daraus lässt sich ein dritter zentraler Kompetenzbereich herleiten: Er umfasst basale und elementare Kompetenzen der sozialen Interaktion, inklusive der Kommunikation.

Der Fokus bei den allgemeinen basalen und allgemeinen elementaren Kompetenzen wird daher auf die folgenden drei Bereiche gelegt:

  1. Wahrnehmung / Sensorik
  2. Bewegung / Motorik
  3. Interaktion und Kommunikation

Die Motivation zur Formulierung eines allgemeinen Stufenmodells zu basalen und elementaren Kompetenzen in den Naturwissenschaften liegt darin, diesen Bereich der naturwissenschaftlichen Grundbildung im Stufenmodell mit zu berücksichtigen. Hierbei werden Kompetenzen erworben, die für das erfolgreiche Lernen in allen drei naturwissenschaftlichen Fächern sowie dem fächerintegrierten Fach Naturwissenschaften von Bedeutung sind und im Kontext eines inklusiven Unterrichts daher berücksichtigt werden müssen.
Das Stufenmodell zu basalen und elementaren Kompetenzen in den Naturwissenschaften soll demnach wesentliche Kompetenzen aufbauen, welche die Grundlage für das Lernen in den naturwissenschaftlichen Fächern ab dem Sekundarbereich darstellen. Damit wird auch ein Orientierungsrahmen für Lehrkräfte in inklusiven Lerngruppen geschaffen, um auf der Basis einer gezielten Diagnose individuelle Förderangebote machen zu können. Dieser Orientierungsrahmen ist in

  • allgemeine basale und
  • allgemein elementare Kompetenzen und
    themenspezifische basale und
  • themenspezifische elementare Kompetenzen

aufgegliedert.

Die allgemeinen Kompetenzen wurden anhand der folgenden Modelle und Lehrpläne abgeleitet:

  • 〈 Entwicklungsstufenmodell nach Piaget (Textor, 2005, 2010; Trexler-Walde, Luong & Bassara-Stachowiak, 2005)
  • 〈 Stufenmodell zu den basalen Stufen des Lernens (Hehn-Oldiges & Geiling, 2022)
  • 〈 Lehrpläne der Primarstufe zum Sachunterricht bzw. Heimat- und Sachkunde
  • 〈 Exemplarische Lehrpläne zu Naturwissenschaften in den Bildungsgang Förderschwerpunkt Lernen und geistige Entwicklung

Insgesamt besteht bei den aufgeführten Kompetenzen jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit, da ausschließlich jene Kompetenzen aufgeführt werden, die aus Sicht der Autorinnen als grundlegend gesehen werden, um Arbeitstechniken in den Naturwissenschaften zu erlernen und über bewusste Sinneswahrnehmungen Zugang zu naturwissenschaftlichen Phänomenen erlangen zu können. Ausgehend hiervon können die Phänomene näher hinterfragt, untersucht und Zusammenhänge gefunden werden. Zudem erscheint das Kriterium der Vollständigkeit vor dem Hintergrund der heterogenen individuellen Bedarfe und der daraus resultierenden Vielschichtigkeit und Komplexität der individuellen Förderplanung als nicht erreichbar. Erste Anhaltspunkte hierfür kann bspw. das Buch „Kinder beobachten und fördern“ von Viktor Ledl (2003) liefern. Sollte jedoch auf eine konkrete ganzheitliche Förderplanung abgezielt werden, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen sonderpädagogischer Lehrkraft und Regellehrkraft sowie Klassen- und Fachlehrkräften aus Sicht der Autorinnen ratsam. Auch hierfür kann das Stufenmodell für basale und elementare Kompetenzen in den Naturwissenschaften einen Orientierungsrahmen liefern.

Im Stufenmodell werden, entsprechend der REMI-Konzeption, die Zugänge basal, elementar, primar und sekundar unterschieden. Diese werden nach dem ILZNAWI-Modell weiter ausdifferenziert, sodass sich die Stufung der Kompetenzen nach den entsprechenden Definitionen der Stufen eins bis sechs richtet (Grimm, 2021). Insbesondere ab Stufe 4 werden die Kompetenzen in den zu Beginn hergeleiteten drei Kompetenzbereichen i) Sensorik, ii) Motorik und iii) Interaktion / Kommunikation ausdifferenziert werden. Die Ausdifferenzierung der Kompetenzen in diesen drei Bereichen kann innerhalb einer ILZNAWI-Stufe in individueller Reihenfolge erfolgen. Das folgende Beispiel der Erwachsenensprache soll dies veranschaulichen:

4.1 Die Schülerinnen und Schüler unterscheiden zwischen Objekt (Situation, Gegenstand, Person) und mentaler Repräsentation desselben, was sich in sogenannten „Als-Ob-Spielen“ zeigt.

4.2 Die Schülerinnen und Schüler ahmen Handlungsabläufe nach, benutzen bekannte Gegenstände zielgerichtet für einen bestimmten Zweck beim Ausprobieren und bei ersten einfachen Experimenten.

Beide Kompetenzen sind nach dem ILZNAWI-Modell Stufe 4 zuzuordnen. Um die Kompetenz 4.2 zu erreichen ist es aber nicht notwendig alle Teilkompetenzen der „Ich-kann“-Formulierung von 4.1 erworben zu haben. Wie dieses Beispiel zeigt, wurden die gestuften Kompetenzen in der Erwachsenensprache nummeriert. Hiermit wird ermöglicht, dass Querverbindungen zu den thematischen basalen / elementaren Kompetenzen der Naturwissenschaften und der Stufenmodelle in den Fächern Biologie, Chemie sowie Physik transparent dargestellt werden.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


Tabelle 4.1. Stufenmodell I: Allgemeine basale und allgemeine elementare Kompetenzen in den Naturwissenschaften

Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär

bepsILZStufe in ErwachsenenspracheStufe in KinderspracheLernbausteine zur Stabilisierung und Weiterentwicklung
11.1
Die Schülerinnen und Schüler erproben ihre Sensorik sowie Motorik und nehmen an ersten sozialen Interaktionen teil: Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf Gegenstände, Lebewesen, Personen und Phänomene im Nahraum (z. B. durch Blick- und Körperkontakt) und verbinden sie mit Aktionen (z. B. durch berühren, bewegen, in den Mund nehmen …).
Ich wende mich Menschen und Tieren zu oder ziehe mich zurück.

Ich halte inne, reagiere, wenn sich andere Menschen in meiner Nähe befinden.

Wenn ich mich sicher fühle, erkunde ich die Welt um mich herum.

Ich beginne Menschen von Gegenständen und Phänomenen zu unterscheiden.

Ich berühre zufällig durch meine Bewegungen Gegenstände in meinem Nahfeld und spüre, höre und sehe sie.

Ich greife nach Gegenständen in meiner Nähe und kann sie loslassen.
- Schülerinnen und Schüler aufbauen, ihnen Sicherheit geben, u.a. auch durch "Aktives Lernen" (Nielsen, Lilli, 2021), Umgebung geordnet und geregelt gestalten
- In das Geschehen mit einbinden; Raum für Erholung bei Überbeanspruchung geben
- Ritualisierter Ablauf, aktive und Ruhephasen abwechseln
Ich schaue zunehmend in die Richtung aus der ein Geräusch kommt.

Ich schaue zunehmend in die Richtung, aus der Licht kommt.

Ich kann zunehmend mit den Augen bzw. durch Kopfbewegung verfolgen, was um mich herum passiert.

Ich reagiere auf Empfindungen auf meiner Haut.
- Basale Stimulation, basale Aktivitäten*
- Methodische Vorschläge (Pitsch, H.-J. & Thümmel, I., 2015):
"Little Room" nach Lilli Nielsen (1993) z.B. Resonanzbrett (körpereigene Aktivitäten werden akustisch verstärkt)
- Begegnung mit einzelnen Phänomenen der Natur: z.B.
o Wärme der Sonnenstrahlen, Gefühl von Wind
o Gefühl von Regentropfen, Wassertropfen
o Begegnung mit Schneeflocken**

* Ist dem "Streicheln" vorzuziehen, da bei Letzterem leicht zu übergriffigem Handeln kommen kann. Eine entsprechende Gestaltung des Nahraums sollte entsprechendes selbsttätiges Handeln ermöglichen
** Bei diesen und ähnlichen Begegnungen ist wichtig, dass die Bezugspersonen beobachten, wie auf diese Phänomene reagiert wird, um Abwehr oder Interesse zu ermitteln - bei Interesse kann aufbauend hierauf Kompetenzen angebahnt, trainiert bzw. erweitert werden
11.2
Die Schülerinnen und Schüler erproben ihre Sensorik sowie Motorik: Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper (z. B. durch Blick- und Körperkontakt) und verbinden sie mit Aktionen (z. B. durch berühren, bewegen, in den Mund nehmen …)
Ich erkunde meinen Körper mit meinen Sinnen.

Ich erprobe meine Stimme und versuche Laute aus meiner Umgebung nachzumachen (z. B. Laute von Menschen).
- Erkundungsmöglichkeiten für den eigenen Körper geben, z. B.
o spielen mit den eigenen Füßen und Fingern
o ertasten der eigene Arme, Beine, des Bauchs, der Geschlechtsorgane etc.
- Lautliche und verbale Kommunikation, Laut- und Fingerspiele, (Vor-)singen bzw. summen
1-21.3
Die Schülerinnen und Schüler versuchen mit ihrer näheren Umgebung zu interagieren, indem sie als für sie als interessant erlebte soziale und gegenständliche Interaktionen aktiv wiederholen. Damit trainieren sie ihre Motorik und Sensorik und festigen erste Kompetenzen im Bereich sozialer Interaktionen.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema
"Chemische Stoffe"; Biologie - Schlüsselthema D: Lebewesen in der Umgebung; Physik - Mechanik)
Ich interessiere mich für Menschen (inkl. des eigenen Spiegelbilds) und Tiere: Ich wende mich ihnen zu und verfolge was passiert.

Ich interessiere mich für Pflanzen, Gegenstände, Stoffe und Phänomene (z. B. Lichterscheinungen): Ich wende mich ihnen zu und verfolge was passiert.

Ich kann Unterschiede zwischen Gegenständen bzw. Stoffen empfinden.

- Eigenes Spiegelbild erkunden lassen

- Kontakt und Beobachtungsmöglichkeiten von Tieren ermöglichen, dabei in eine Position bringen, in der das Beobachten möglich ist

- Zahlreiche interessante Materialien (bunt, leuchtend, harte, weiche, Geräusche von sich gebende) und Stoffe* (z. B. Wasser, Textilien) zum Erkunden zur Verfügung stellen

o Erkundung von Gegenständen: z. B. durch das Werfen, Klopfen, Hantieren * Der Begriff "Stoffe" bezeichnet hier und im Folgenden nicht Textilien, Tücher u. Ä, sondern gemäß der chemischen Fachsprache Reinstoffe und Stoffgemische. Die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht (RiSU) der KMK sind zu beachten (KMK, 2023, S. 15 ff. https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1994/1994_09_09-Sicherheit-im-Unterricht.pdf)

22.1
Die Schülerinnen und Schüler interagieren mit ihrer näheren Umgebung, indem sie als angenehm bzw. interessant erlebte soziale und gegenständliche Interaktionen aktiv gezielt wiederholen und ihre Aufmerksamkeit länger auf ein Objekt oder einen Vorgang richten können. Damit trainieren sie ihre Motorik und Sensorik.
Es kommt zu neuronalen Verknüpfungen, Speicherung, Wiedererkennen usw.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B. Biologie - Schlüsselthema A Körper und Gesundheit - Sinne / Nervenphysiologie)
Ich kann einen interessanten Gegenstand in den Händen drehen und wenden und so von allen Seiten untersuchen.

Ich kann mich über längere Zeit mit einem Objekt beschäftigen (z. B. einen Baustein erkunden).

Ich wiederhole Handlungen immer wieder und habe daran Freude, die ich durch Laute, Mimik, Bewegung zeige.

Ich kann ausdauernd mit ganz bestimmten Gegenständen (z. B. mit solchen, die man gut bewegen kann, die eine bestimmte Farbe haben, Geräusche oder Licht von sich geben) spielen.
- Gegenstände, die vielfältige, unterschiedliche Reize bieten, wenn mit ihnen hantiert wird (bunt, leuchtend, harte, weiche, Geräusche von sich gebende) oder häufig vorkommende Alltagsgegenstände zum Erkunden zur Verfügung stellen und Erkundung anregen
- Zeit geben, um in Sicherheit die Umgebung / den Nahraum zu erkunden
- Wiederholung von Lieblingserkundungen ermöglichen und weiterführende Erkundungsmöglichkeiten daran anschließen oder z.B. um die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren
- Methodische Vorschläge: "Little Room" nach Lilli Nielsen (1993): z.B. Multifunktionstisch oder Arbeitsplatz zum selbsttätigen Erkunden; weitere methodische Hinweise (Pitsch, H-J. & Thümmel, I., 2015)
Ich höre Geräuschen genau zu und versuche das Geräusch wieder zu erzeugen.

Ich spüre Wärme und Kälte auf der Haut und versuche den Reiz wieder zu spüren.
- Reizarme Umgebung schaffen und gezielt Geräusch- und Wärmequellen präsentieren, damit "Aktive Wiederholungen" ermöglicht werden (eine Voraus-setzung zur gezielten Ursachensuche)
22.2
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Sensorik und Motorik weiter, indem sie Gegenständen erproben, Gegenstände und Stoffe erkunden und Phänomene beobachten.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema "Chemische Stoffe"; Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung"; Schlüsselthema A "Körper und Gesundheit - Sinne / Nervenphysiologie"; Physik - Mechanik)
Ich betrachte Gegenstände, Pflanzen und Tiere aus unterschiedlichen Perspektiven und erkunde sie mit meinen Sinnen.

Ich kann Unterschiede zwischen Gegenständen bzw. Stoffen (z. B. durch das Werfen, Klopfen, Hantieren) herausfinden.

Ich kann herausfinden was man mit verschiedenen Gegenständen bzw. Stoffen alles machen kann.

Ich kann erste Gegenstände aufgrund ihrer Ähnlichkeiten als zusammengehörig wahrnehmen: Ich sortiere sie nach Art, Größe, Farbe, Form usw.

- Arbeit mit dem Tastbrett, auf dem unterschiedliche Gegenstände und Materialien präsentiert und zum Erkunden befestigt werden können

- Lautäußerungen von Haustieren oder Bauernhoftieren kennenlernen; Tiermemory, Abbildungen von Tieren mit den lebenden Tieren vergleichen und durch die Lehrkraft benennen (mehr s. ThILLM, 2009, S. 110 ff.)

- Bsp. für Erkundungsmöglichkeiten aus verschiedenen Perspektiven*: o Von oben, unten, der Seite anschauen o An Pflanzen, Blättern, Blüten riechen und sie berühren (z.B. mit trockenem Laub spielen, Blätter von Zweigen reisen lassen, Rosenblüten präsentieren…) o Tiere beobachten, ggf. berühren lassen; z. B. durch Exkursionen zum Bauernhof, zur Tierhandlung, in den Tierpark oder ggf. schuleigene Tiere**

- Bsp. für Erkundungsmöglichkeiten für Gegenstände: o Sand Schaufeln mit einer Schaufel, einem Löffel, einem Becher; Planschen mit Wasser, Sand-Wasser-Mischung, Schöpfen von Wasser; Rühren mit einem Löffel, einer Gabel, einem Stock etc. o Gegenstände so auswählen, dass einfache Merkmale (Farbe, Größe, Form usw.) verglichen werden können

o Zeit zum Beobachten, Nachahmen und eigenständigem Ausprobieren geben

o Gehen, Liegen auf einer Blumenwiese und dadurch erfahren und erkunden o Gesamte Blumenpflanze erfahren, Früchte von Nutzpflanzen erkunden lassen (mehr s. ThILLM, 2009, S. 116 ff.) * Vorsichtiges Berühren ist nicht immer möglich, daher sind Erkundungen häufig kraftvoll und geprägt von wenig koordiniertem Ergreifen und Loslassen. Dies sollte berücksichtigt werden, damit eine sozio-emotionale und kognitive Überforderung vermieden wird. Letztere können zu vermeidbaren Konflikten führen. ** Die Tiere sollten, ggf. unvorsichtige Berührungen gewöhnt sein. Die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht (RiSU) der KMK sind zu beachten (KMK, 2023, S. 110 ff. https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1994/1994_09_09-Sicherheit-im-Unterricht.pdf).

Ich kann Eindrücke aus der Natur bewusst wahrnehmen und erlebe naturwissenschaftliche Phänomene in meinem Nahraum mit all meinen Sinnen.

Ich kann bestimmte Stoffe bzw. Phänomene durch Fühlen erkunden.
- Bsp. für Naturerfahrungen im Nahraum und in der Ferne:
o schmelzender Schnee, tropfender Regen, Sonnenschein, Wind
- Bsp. für Erfahrungen mit Stoffen:
o Schnee ertasten und formen; Eis schmelzen
o Untersuchen von frischen und verwelkten Blättern
o Oberfläche von Holz / Rinde eines Baumes
33.1
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Sensorik, Motorik und Kompetenzen in sozialen Interaktionen weiter, indem Gegenständen und Stoffen in immer neuen Kontexten erkunden und ausprobieren, abstraktere Phänomene beobachten und mit anderen Lebewesen interagieren.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema "Chemische Stoffe"; Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung"; Schlüsselthema A "Körper und Gesundheit - Sinne / Nervenphysiologie"; Physik - Mechanik)
Ich kann vorbereitete Gegenstände zum Experimentieren durch Nachmachen / Nachahmen benutzen.- Gemeinsames Experimentieren, d. h. helfen lassen bei Handlungsschritten, selber nachmachen lassen oder Experiment mehrmals wiederholen*:
- Bsp. für einfache Experimente:
o Stoffe umschütten: Wasser, Sand, Wasser-Maisstärke-Mix
o Stoffe mischen: Wasser und Öl, Wasser und Zucker,
o "Minilavalampe" selber bauen
o "Schiefe Ebene erkunden" Kugeln / Autos o. Ä. mehr oder weniger geneigte Bahnen hinunterrollen lassen
o "Reibung erkunden" Gegenstände mit und ohne Rollen / Räder über glatte bzw. raue Oberflächen ziehen

* Aktivitäten werden schnell gewechselt, Mitmachen erfolgt überwiegend bei besonderem Interesse
Ich entdecke immer neue Möglichkeiten zum Ordnen und Vergleichen von alltäglichen Gegenständen.- Bsp. für Erkundungsmöglichkeiten für Gegenstände:
o Gegenstände so auswählen, abstraktere Merkmale (mehr, weniger, gleichviel usw.) verglichen werden können
Ich kann vorsichtig mit Tieren umgehen, sie beobachten und ihnen bei Bedarf helfen.

Ich nehme Eindrücke aus der Natur bewusst wahr und erlebe naturwissenschaftliche Phänomene in der Ferne mit all meinen Sinnen.
- Bsp. für Naturerfahrungen in der Ferne:
o Gewitter, Regenbogen, Seifenblasen
- Bsp. für Interaktionen mit Tieren*:
o Kleine Tiere wie Schnecken, Regenwürmer beobachten und ggf. vom Weg in die Wiese setzen
o Marienkäfer auf meiner Hand krabbeln lassen und beobachten

* Vorsichtiges Berühren ist nicht immer möglich, daher sind Erkundungen häufig kraftvoll und geprägt von wenig koordiniertem Ergreifen und Loslassen. Dies sollte berücksichtigt werden, damit eine sozio-emotionale und kognitive Überforderung vermieden wird. Letztere können zu vermeidbaren Konflikten führen.
33.2
Schülerinnen und Schüler nehmen die Veränderbarkeit von Dingen, Materialien und von Mengen wahr.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema "Chemische Reaktionen"; Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung"; Physik - Mechanik)
Ich erkenne, dass sich Gegenstände bzw. Stoffe verändern können.

Ich erkenne, dass die Kerze beim Abbrennen kleiner wird und, dass es in der Nähe der Flamme warm wird.

Ich erkenne, dass sich Lebensmittel verändern können: z. B. alte Früchte können verschimmeln oder vertrocknen, Ei wird in der Pfanne fest, Teig verändert sich im Backofen.

Ich erkenne, dass sich Tiere und Pflanzen im Laufe des Jahres verändern können.
- Bsp. zum Verändern von Gegenständen bzw. Stoffen.
o Arbeiten mit Knete
o Verarbeiten von Lebensmitteln
o Abkühlen / Erwärmen von Wasser
o Zerbrechen von Plastik / Verbiegen von Metall
o Verbrennen einer Kerze
- Bsp. für Veränderung von Lebensmitteln
o Rohes Ei vs. Spiegelei oder Rührei
o Apfel, Banane, Birne werden an den Schnittstellen braun und verändern den Geschmack werden weicher
o Roher Teig ist flüssig, gebackener Teig fest
o Früchte können vertrocknen oder schimmeln
33.3
Schülerinnen und Schüler sammeln erste Erfahrung mit dem Teile-Ganzes-Schema.
und dass sich Gegenstände oder Materialien unterscheiden.
Ich erfahre, dass man manche Gegenstände, Stoffe nur schwer oder gar nicht auseinander nehmen kann (z. B. Bausteine, Äste, Werkzeuge, Steine).
Ich erfahre, dass man manche Gegenstände, Stoffe auseinandernehmen und wieder zusammenführen kann (z. B. Teig, Magnete, Knete).
Ich erfahre, dass man manche Gegenstände auseinandernehmen, aber nicht wieder zusammenführen kann (z. B. zerbrochene Stöcke, zerbröselte Kreide, zerschnittene Früchte).
- Verschiedene Gegenstände, Stoffe versuchen lassen zu zerteilen oder zu zerbrechen bzw. zu verformen; z. B.
o Bausteine, Äste, Werkzeuge, Steine, Papier
o Knete, fester Kuchen- / Keksteig, Magnete
o Stöcke, Kreide, zerschnittene Früchte, Kandiszucker
33.4
Die Schülerinnen und Schüler erfassen erste einfache Mittel-Zweck-Beziehungen und Kausalitäten.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Physik - Mechanik)
Ich lerne durch wiederholtes Ausprobieren, dass bestimmte Gegenstände für bestimmte Dinge besonders gut geeignet sind.

Ich beobachte gezielt was passiert, wenn ich Gegenstände berühre, ertaste, bewege, an ihnen ziehe, sie mir anschaue, mit ihnen klopfe und falle lasse.

Ich lerne durch wiederholtes Ausprobieren, mit welchen Mitteln, ich das herbeiführen kann, was ich möchte.

Ich kann Vorgänge und Veränderungen genauer beobachten und wiederholt herbeiführen; z. B. beim wiederholten Ausprobieren.
- Aufgabe stellen bestimmte Produkte zu erstellen (z. B. einen Turm bauen) und dafür verschiedene Gegenstände zur Verfügung stellen
o Bausteine sind gut zum Turm bauen, Kugeln nicht
o Ball ist gut zum Werfen, Federn nicht
o Löffel sind gut zum Rühren, dünne Holzstäbe nicht
- Feste, weiche, elastische Gegenstände zur Verfügung stellen
- Zeit zum Beobachten und eigenständigen Auspro-bieren geben:
o Gut geeignete Gegenstände: Tiefes Loch mit einer Schaufel graben; Sand mit einem Sieb säubern; Malen mit einem Pinsel; Trichter zum Umfüllen
o Gezieltes Wiederholen: Luftblasen in Wasser erzeugen, indem in einen Strohhalm gepustet wird
3-43.5
Die Schülerinnen und Schüler lernen mit Hilfe von Vorbildern Gegenstände, Stoffe zu benennen und die Gegenstände funktionsgerecht zu gebrauchen.
Ich lerne durch Beobachten, mit welchen Mitteln ich das herbeiführen kann, was ich möchte und probiere es selber aus.

Ich beobachte wofür bzw. wie bestimmte Gegenstände benutzt werden und probiere es selber aus.

Ich weiß, dass Gegenstände, Stoffe, Phänomene, Tiere und Menschen einen Namen haben: Werden sie benannt, kann ich z. B. anschauen, darauf zeigen oder sie nehmen.
- In alltägliche Handlungsabläufe, Untersuchungen und Experimente gezielt durch Beobachten* und eigenes Mitwirken einbinden und ggf. dazu ermutigen und motivieren
- Konsequentes, korrektes Benennen von Gegenständen, Phänomenen, Tieren, Handlungsabläufen und eigenes Handeln sowie das Handeln der Lernenden kommentieren
- Zeit zum eigenständigen Probieren einberechnen, Sicherheitsvorkehrungen (inkl. mögliche Verletzungsmöglichkeiten, Verschmutzung von Haut, Kleidung und Umgebung) bedenken

* Reines Beobachten fällt ggf. noch schwer, aber das Bedürfnis nach aktivem Handeln und Mitwirken ist oft groß, was als Chance genutzt werden kann.
44.1
Die Schülerinnen und Schüler unterscheiden zwischen Objekt (Situation, Gegenstand, Person) und mentaler Repräsentation desselben, was sich in sogenannten "Als-Ob-Spielen" zeigt.

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung")
Ich kann mir Gegenstände, Stoffe, Phänomene, Tiere oder Menschen vorstellen, auch wenn sie nicht da sind.

Ich kann mir vorstellen, dass ich ein Tier bin und mich entsprechend verhalten (z. B.).

Ich kann mir vorstellen eine andere Person zu sein und mich so verhalten, wie diese Person.
- Anlässe zu Rollenspielen (z.B. Einkaufen, Vater-Mutter-Kind) bieten und anregen, Lernumgebung entsprechend gestalten
- Als-Ob-Spiele anleiten, dabei als Vorbild fungieren
- Beispiele für mgl. Als-Ob-Spiele
o Spiel mit einem Bauklotz und so tun, als ob er ein Auto wäre
o Tiere nachahmen: bellen wie ein Hund, schmusen und miauen wie eine Katze
o Mitmenschen bzw. bestimmte Stimmungen nachahmen
44.2
Die Schülerinnen und Schüler ahmen Handlungsabläufe nach, benutzen bekannte Gegenstände zielgerichtet für einen bestimmten Zweck beim Ausprobieren und bei ersten einfachen Experimenten.

Ich verfolge alltägliche Handlungsabläufe bei Erwachsenen und älteren Kindern aufmerksam und lerne die Namen verschiedener Gegenstände, Stoffe, Phänomene, Pflanzen, Tiere, ihrer Eigenschaften und Handlungen.

Ich kann Geräte zum Experimentieren gezielt für einen bestimmten Zweck aussuchen und benutzen.
- Einbindung in alltägliche und experimentelle Handlungsabläufe mit konkreten Handlungsaufträgen
- Konsequentes, korrektes Benennen von Gegenständen, Phänomenen, Tieren, Handlungsabläufen und eigenes Handeln sowie das Handeln der Lernenden kommentieren
- Experimentieranlässe gezielt ermöglichen und bestimmte Geräte zur Verfügung stellen
(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema "Chemische Stoffe" und "Reaktionen"; Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung")
Ich kann einfache naturwissenschaftliche oder technische Experimente mithilfe von Erwachsenen / anderen Kindern durchführen.

Ich kann einfache naturwissenschaftliche oder technische Experimente alleine durchführen.

Ich kann mir eigene naturwissenschaftliche oder technische Miniexperimente ausdenken.
- Ideen für Miniexperimente, die von den Lernenden vorgeschlagen werden oder durch Erwachsene an-geregt werden:
o Schwimmen Brot, andere Lebensmittel bzw. Gegenstände in Wasser?
o Was passiert mit einem Gummibärchen in Wasser?
55.1
Bei den Schülerinnen und Schülern bilden sich aufbauend auf den Vorbegriffen und Symbolen, die der mentalen Repräsentation von Objekten dienen, zunehmend echte Begriffe und Kompetenzen im sprachlichen Bereich heraus. Zunehmend üben sie sich in immer differenzierteren sprachlichen Äußerungen.

(Anknüpfungen an fachspezifische Stufenmodelle: Je nach Phänomen kann ab dieser Stufe an alle Stufenmodelle der Biologie, Chemie und Physik angeknüpft werden.)
Ich kenne die Namen von verschiedenen Gegenständen, Stoffen, Phänomenen, Pflanzen und Tieren: Ich kann sie anderen Menschen nennen.

Ich kann mich immer besser auch mit Hilfe der Sprache über Gegenstände, Körper, Stoffe, Phänomene, Pflanzen und Tiere mit anderen Menschen austauschen.

Ich kann immer besser mit Hilfe der Sprache meine Bedürfnisse zum Ausdruck bringen.

Ich kann Beobachtungen und Erfahrungen mit Gegenständen, Naturphänomenen, Tieren und Menschen mit einzelnen Worten oder Satzfragmenten beschreiben.
- Lernspiele mit Bildern, Modellen, Gegenständen; Bilder / Modelle / Gegenstände mit Text bzw. Wörtern gemeinsam anbieten
- Ideen / Prinzipien und Materialien von Leisen zum sprachsensiblen Fachunterricht (Leisen, 2021a, 2021b)
- Methodische Vorschläge: Erweiterter Lese. und Schreibbegriff (Günther, W. 2018)
- Bücher mit Bildern und Text anbieten
5-6Wenn ich über bekannte Naturphänomene, die Tier- und Pflanzenwelt spreche, nutze ich die mir bekannten fachlich richtigen Namen.- Begriffe vorgeben, die die Schülerinnen und Schüler bei Erklärungen einsetzen sollen
- Mitschüler kontrollieren, ob die Begriffe verwendet wurden
Wenn ich über Naturphänomene, die Tier- und Pflanzenwelt spreche, kann ich mich sachlich ausdrücken und erzählen.- Anregende Sprachanlässe schaffen: z.B. Reporter-berichte über ein Tier, eine Pflanze, ein Phänomen
55.2
Die Schülerinnen und Schüler beobachten Naturphänomene und Experimente aufmerksam und ausdauernder, nehmen differenzierter wahr und können ihre Beobachtungen und Tätigkeiten zunehmend besser beschreiben.
Ich beobachte die Natur / Naturphänomene mit all meinen Sinnen wiederholt und über längeren Zeitraum.

Ich beobachte die Natur / Naturphänomene mit all meinen Sinnen, staune darüber und zeige dies z. B. durch einfache sprachliche Äußerungen.

Ich kann beobachtete Naturphänomene, Gegenstände, Pflanzen und Tiere beschreiben.

Ich kann Vermutungen zu beobachteten Phänomenen äußern.

Ich kann beschreiben, was ich gerade ausprobiere.
Ich kann beschreiben, was ich für ein Experiment machen möchte.

Ich kann beschreiben, was ich während des Experimentierens bzw. beim Beobachten erfahren und erlebt habe.
- Kontinuierlich Sprachanlässe während des NaWi Erkenntniswegs bzw. des Unterrichts mit anderen Lernenden und Lehrenden und schaffen und dazu motivieren
- Ideen / Prinzipien und Materialien von Leisen zum sprachsensiblen Fachunterricht
- Einsatz digitaler Medien, um seltene und / oder abstraktere / komplexere Phänomene zu beobachten und sich darüber austauschen: Bsp. Wetter und Wetterphänomene (mehr s. ThILLM, 2009, S. 124 ff.)
Ideen zu Experimenten s. fachspezifische Stufenmodelle oder z.B. mehr s. ThILLM, 2009, S. 109 ff.)
55.3
Die Schülerinnen und Schüler lernen und üben erste Arbeitstechniken im Umgang mit Messgeräten. Sie erlenen und üben anhand von einfachen alltäglichen Arbeitstechniken oder einfachen Experimenten das Abmessen und Abwiegen alleine, im Team mit Peers oder Erwachsenen.
Ich kann Stoffe, Gegenstände mit einem Messbecher, Messlöffel bzw. Tee- und Esslöffel unter Hilfestellung (Erwachsene oder andere Kinder) abmessen.

Ich kann Stoffe, Gegenstände mit einem Messbecher, Messlöffel bzw. Tee- und Esslöffel alleine abmessen.

Ich kann Stoffe, Gegenstände mit einer Waage unter Hilfestellung (Erwachsene oder andere Kinder) abwiegen.

Ich kann Stoffe, Gegenstände mit einer Waage alleine abwiegen.
Ich kann Materialien, Instrumenten, Geräte Apparate und Medien aufgabenbezogen nutzen.

Ich kann Materialien, Instrumente, Geräte, Apparate und Medien selbstständig und zielgerichtet auswählen und nutzen.
- Erste einfache Kontexte nutzen, wie z. B. Erfahrungen und Lernen beim Kochen, Backen etc.
- Ggf. detailliert und mit Hilfestellung anleiten
- Regelmäßig und ausreichend Übungsmöglichkeit
- Experimentierboxen für mehrere Miniexperimente zum Üben des gezielten Einsatzes von Geräten zusammenstellen
55.4
Die Schülerinnen und Schüler führen erste einfache Experimente durch, bei denen sie Naturphänomen hinterfragen, experimentell erkunden und Vermutungen überprüfen.
Damit erproben sie erste naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen und nutzen Teamwork mit Peers und Erwachsenen zum Bewältigen ihrer Problemstellungen bzw. beantworten ihre Fragen. Motiviert wird das Experimentieren und Problemlösen vornehmlich durch selbst entdeckte Probleme bzw. Fragen sowie intrinsische Motivation, wobei von Erwachsenen extrinsisch Anreize geliefert / gestaltet werden können.
Ich kann Fragen zu Gegenständen, Stoffen, Naturphänomenen, Pflanzen und Tieren stellen.
Ich habe Fragen zu Gegenständen, Stoffen, Naturphänomenen, Pflanzen und Tieren und versuche Antworten durch Ausprobieren zu finden.

Ich habe Fragen zu Gegenständen, Stoffen, Naturphänomenen, Pflanzen und Tieren und versuche Antworten durch Nachfragen bei Erwachsenen und anderen Kindern zu finden.

Ich beobachte Naturphänomene genau, stelle Vermutungen auf und überprüfe diese durch Ausprobieren.
- Fragende Grundhaltung als Vorbild für die Lernenden
- Motivieren an die Natur und beobachtete Phänomene Fragen zu stellen
- "Warum"-Phasen nutzen, um Ideen zu eigenen Untersuchungen zu machen oder Vermutungen aufzustellen: Ideen zu einzelnen Experimenten s. fachspezifische Stufenmodelle oder z. B. ThILLM, 2009, S. 109 ff.
Ich habe Freude beim eigenständigen Ausprobieren und Experimentieren.- Reflexion nach dem Experimentieren über Interesse, Freude etc. in den Unterricht einbauen
Ich probiere verschiedene Sachen aus - ich experimentiere mit verschiedenen Gegenständen, Stoffen, Pflanzen (Tieren).

Ich kann einfache Experimente mithilfe von Erwachsenen / anderen Kindern durchführen, um Phänomene und technische Fragestellungen näher zu untersuchen, und dies in eigenen Worten beschreiben.

Ich kann einfache naturwissenschaftliche oder technische Experimente alleine durchführen, um Phänomene und technische Fragestellungen näher zu untersuchen, und dies in eigenen Worten beschreiben.
- Einfache Experimente zu Luft, Wasser, Feuer, Erde
- Wachstumsbedingungen von Pflanzen erkunden, z.B. Kresse mit und ohne säen und einzelne Bedingungen verändern
(mehr s. ThILLM, 2009, S. 121)

(Anbindung an fachspezifische Stufenmodelle: z.B.
Chemie - Schlüsselthema "Chemische Stoffe - Luft und Wasser", "Chemische Stoffe - SToffe, ihre Eigenschaften und ihre Verknüpfung mit der Ordnung im Persiodensystem der Elemente (PSE)", Schlüsselthema "Reaktionen - Verbrennungsreaktionen"; Biologie - Schlüsselthema D "Lebewesen in der Umgebung")
Ich kann eigene technische Ideen äußern und versuche sie in die Tat umzusetzen.
Ich probiere verschiedene Sachen aus, ziehe Schlussfolgerungen aus meinen Beobachtungen / Erfahrungen und kann diese mit eigenen Worten erklären.
Ich kann mithilfe eines Experiments eine Frage beantworten.
Ich kann mithilfe eines Experiments eine Vermutung bestätigen oder widerlegen.
- Bsp. für eigene, vielleicht abwegig klingende Experimente: einen dichten Brunnen / einen stabi-len Tunnel im Sandkasten bauen
55.5
Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Kompetenzen im Bereich naturwissenschaftliche Arbeitsweisen insbesondere im Bereich des sicheren, eigenständigen Experimentierens und des Auswertens von Experimenten.
Ich kenne Sicherheitsregeln für das Experimentieren in der Schule und zu Hause und kann mich an sie halten.

Ich kann ein Experiment nach Anleitung durchführen.

Ich kann Arbeitsmaterialien zum Experimentieren korrekt benutzen: z. B. Lupe zum Beobachten, Kamera zum Dokumentieren).
- Lernplakat mit Icons und Cartoons oder Fotos zu richtigem Verhalten
- Einfache, zentrale Regeln zum sicheren Experimentieren vor dem Versuch spielerisch besprechen (z.B. zunächst den Fokus auf eine Regel legen "Experimentierregel der Woche"; dann sukzessive erweitern)
- Bsp. für Anleitungen: Bilderabfolgen, Bilder kombiniert mit kurzen Kommentaren, Audiodatei
5-6Zur Bearbeitung einer Aufgabe kann ich mit Unterstützung eine fachbezogene Methode aussuchen und nutzen.

Wenn ich ein Experiment durchgeführt habe, kann ich es nach einzelnen Kriterien.
- Kriterien zur Auswahl einer geeigneten Methode besprechen und anwenden üben
- Kriterien zum Auswerten besprechen und anwenden üben: z. B. Frage, Ziel, Materialien, Geräte, Schritte, Untersuchungsmethode, Zeiteinteilung, Ergebnisse
55.6
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln erste einfache weiterführende Experimentierideen und finden Zusammenhänge, wobei letztere nicht unmittelbar mit den wissenschaftlich anerkannten Erkenntnissen übereinstimmen müssen.
Damit erproben sie alleine oder im Team mit Peers / Erwachsenen weitere naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen.
Ich finde mit Hilfe von Erwachsenen oder anderen Kindern stimmige Erklärungen auf Fragen.
Ich finde mit Hilfe von Erwachsenen oder anderen Kindern stimmige Erklärungen auf beobachtete Phänomene.
Ich finde zusammen mit Erwachsenen oder anderen Kindern Lösungen für meine naturwissenschaftlich-technische Probleme / Fragen.
- Bsp.: Forscherfrage der Woche
Ein Schüler versucht eine Frage bis zum Ende der Woche zu beantworten. Dies kann in der Erarbeitsungsphase gemeinsam oder selbstständig erfolgen.
5-6Ich kann Ideen zum Lösen von naturwissenschaftlichen / technischen Problemen äußern.
Ich kann ein Phänomen fragengeleitet näher untersuchen, z. B. durch Experimentieren, Beobachten, Recherchieren.
- Sammeln von Vermutungen oder Lösungen vor dem Experiment durch Ideensammlung an der Tafel, auf dem Arbeitsblatt …
55.7
Die Schülerinnen und Schüler äußern sich über Phänomene der Natur und Technologie, entnehmen durchgeführten Experimenten oder Medien Informationen, um Fragestel-lungen zu beantworten oder Probleme zu lösen und können diese vortragen. Zudem können sie Vorschläge und Meinungen und können sie begründen.
Ich kann Vorschläge machen und diese begründen: z. B. wie ich nachhaltig mit Ressourcen (Wasser, Bäume...) umgehen kann.

Ich kann zu einer Frage oder einem Thema meine Meinung in einfacher Sprache äußern und sie begründen.
- Besprechen von Regeln für das Verhalten im Na-turschutzgebiet
-Sammeln von richtigen Verhaltensregeln beim Baden, um den See zu schützen
- Schüler bei Begründungen Satzstarter vorschlagen: z. B.
Ich finde, dass …
Weil …
Beim Beobachten und Experimentieren versuche ich Ursache-Wirkungszusammenhänge zu finden und diese zu äußern.- Methodische Hilfestellungen, um die richtigen Erklärungen zu finden:
Ankreuzen lassen, Satzanfänge vorschlagen, Scaffolding-Gerüste
5-6Ich kann Medien Informationen entnehmen (z. B. einfache Karten, Sachtexte, Skizzen, kleine Tabellen).

Ich kann verschiedene Informationen miteinander vergleichen.
- Texte erlesen mit der 5-Schritt-Lese-Methode zum Erlesen der Sachtexte (Bpb, 2021)
- Infos entnehmen mittels Fragen, Lückentexten oder frei
- Alles unterstreichen lassen, was verstanden wurde und von da an die unklaren / unverständlichen Textpassagen erarbeiten*, z.B. Wörter erklären, ggf. Vokabelheft anfertigen etc.

* Dies kann sehr motivierend wirken, wenn ein als schwer empfundener Text, nur wenige nicht unterstrichene Passagen hat.
Ich kann entnommene Informationen nach selbst gewählten oder vorgegebenen Kriterien ordnen.

Ich kann Medien zielgerichtet Informationen entnehmen, um bspw. eine Frage zu beantworten (z. B. Karten, Sachtexten, Skizzen, Tabellen).
- Gemeinsam einen Kriterienkatalog erarbeiten
- Kriterien in Form einer Checkliste oder Tabelle vergleichen bzw. abgleichen
Ich kann bereits Gelerntes auf Nachfrage wiedergeben.- Murmelphasen einbauen: zunächst dem Partner oder einer Kleingruppe Gelerntes erklären lassen, dann erst z. B. vor der gesamten Klasse
Ich kann Ergebnisse aus meinen Untersuchungen vortragen und verwende dabei mir die bekannten fachlich richtigen Worte.

Ich kann meine Ergebnisse oder die Ergebnisse meines Teams vortragen.
Ich kann zum Vortragen von Ergebnissen Tabellen, Bilder etc. nutzen.
- Vorträge mit einem Aufnahmegerät (z.B. Handy, Videokamera) üben
- Vorträge vor dem Partner und später vor der Gruppe bzw. ganzen Klasse vortragen lassen
- Kriterien für gutes Vortragen und Berichten erar-beiten und als Plakat aufhängen
- Formulierungshilfen für das Vortragen sammeln
- Tipps zum Vortragen sammeln (Karteikarten, Notizen etc. einsetzen)
5-65.8
Die Schülerinnen und Schüler üben sich in differenzierteren sprachlichen Äußerungen zu gefundenen Zusammenhängen, Modellen und ihren Originalen sowie angewandten naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen und erweitern ihren aktiven Wortschatz in der Alltags- und Bildungssprache.
Ich kann ein Modell mit dem Original vergleichen und Unterschiede benennen.

Ich kann ein einfaches Modell mit dem Original vergleichen und Unterschiede benennen.

Ich kann ein Modell beschreiben.

Ich kann mithilfe eines Modells ein Phänomen, einen Gegenstand / Körper, ein Tier oder eine Pflanze beschreiben.

Ich kann Bildern und Objekten (Körper / Gegenstände) Informationen entnehmen.
- Ideen zu Lernbausteine s. Stufenmodell "Modellkompetenz"

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


4.2. NaWi-Stufenmodelle für fächerübergreifende naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen 

Wie bereits in der allgemeinen Einleitung beschrieben, erschien es den Autor*innen aufgrund der besonderen Bedeutung der Erkenntnisgewinnung für die naturwissenschaftliche Grundbildung notwendig und sinnvoll, separate Stufenmodelle für diesen Kompetenzbereich zu entwickeln. Diese sind für alle drei naturwissenschaftlichen Fächer gleichermaßen bedeutsam.

4.2.1. Stufenmodell „Naturwissenschaftliches Denken als Prinzip der Erkenntnisgewinnung“

Bevor die Stufenmodelle für konkrete naturwissenschaftliche Arbeitsweisen vorgestellt werden, soll zunächst das naturwissenschaftliche Denken als ein zentrales Prinzip der Erkenntnisgewinnung betrachtet werden. Dabei geht es um das Einüben einer wissenschaftlichen Denkweise, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, ihre Umwelt kritisch zu betrachten, zu hinterfragen und systematisch zu erforschen. Naturwissenschaftliches Denken umfasst dabei Fähigkeiten wie das Stellen von Fragen, die Durchführung von Beobachtungen und Experimenten, das Sammeln und Auswerten von Daten sowie die Entwicklung und Überprüfung von Hypothesen (Labudde & Metzger, 2019). Diese Fähigkeiten sind nicht nur grundlegend für das Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, sondern auch für das lebenslange Lernen und die Teilhabe an gesellschaftlichen Diskursen (Rost et al., 2004).

Bereits im frühen Kindesalter zeigen Kinder eine natürliche Neugierde gegenüber ihrer Umwelt und stellen Fragen an die Natur – ein Grundstein naturwissenschaftlichen Denkens. Kinder beobachten, experimentieren und möchten Zusammenhänge verstehen, indem sie wiederholt Fragen wie „Warum ist der Himmel blau?“ oder „Wieso sinkt ein Stein, aber ein Blatt schwimmt?“ stellen. Diese frühe Art des Fragens und Erkundens ist ein Ausdruck des angeborenen Forscherdrangs, den es im naturwissenschaftlichen Unterricht zu fördern und zu vertiefen gilt. Naturwissenschaftliche Bildung sollte daher an diese natürliche Neugier anknüpfen und sie gezielt in systematisches Denken und methodisches Vorgehen überführen. So kann die angeborene Neugier in eine strukturierte Herangehensweise überführt werden, die für wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung essenziell ist (Gopnik et al., 2001).

Auch in inklusiven Unterrichtssettings ist die gezielte Förderung dieses Denkens wichtig, da Lernende mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen am naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess teilhaben sollen. Das nachfolgende Stufenmodell versteht naturwissenschaftliches Denken als kontinuierlichen Entwicklungsprozess, der in verschiedenen Dimensionen und in unterschiedlichen Kontexten geübt und stabilisiert werden muss. Durch die Etablierung gestufter Kompetenzen – von der sinnlichen Wahrnehmung naturwissenschaftlicher Phänomene über die Entwicklung einer fragenden Grundhaltung bis hin zur Planung und Durchführung eigener Experimente – können Lernende systematisch und schrittweise an wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen herangeführt werden.


Tabelle 4.2.1. Stufenmodell II: Naturwissenschaftliches Denken als Prinzip der Erkenntnisgewinnung

Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär

bepsILZStufe in ErwachsenenspracheStufe in KinderspracheLernbausteine zur Stabilisierung und Weiterentwicklung
1Die SuS nehmen natürliche Phänomene ungezielt, aber mit verschiedenen Sinnen wahr (fachUNspezifisch).
Die SuS erfahren durch ihnen mögliche Bewegungen ihre Umgebung.

(Analog zu natürlichen Phänomenen können hier auch technologische Errungenschaften zum Lerngegenstand gemacht werden. Der Übersichtlichkeit halber sind diese in den Erkenntnisgewinnungs-Stufenmodellen (bisher) nicht explizit erwähnt.)
Ich kann die Natur mit allen Sinnen erleben.
Ich höre, sehe, rieche, spüre die Natur
•Erleben (und sprachliche Begleitung) vielfältiger Sinneserfahrungen bestenfalls draußen in der Natur oder in Fantasiereisen o.ä. Entspannungsübungen --> in sozialer Interaktion / Beziehung!
•Begegnung mit der Natur: Spaziergänge in Wald, Wiese, zum See etc. --> Sammlung von haptischen, visuellen, auditiven, olfaktorischen und evtl. gustatorischen Eindrücken
2Die SuS nehmen ausgewählte natürliche Phänomene gezielt wahr. Eine forschende Haltung ggü. der Natur wird ange-bahnt (fachUNspezifisch).
Die SuS hantieren mit Naturmaterialien, die interessante Reize auslösen.
Ich beginne bestimmte Dinge in der Natur mit verschiedenen Sinnen bewusst bzw. gezielt wahrzunehmen. Dabei spiele ich mit ihnen und probiere, was man alles mit ihnen machen kann. Ich kann auch auf etwas zeigen, was mich interessiert bzw. mein Staunen darüber zum Ausdruck bringen.•Besprechung ausgewählter Objekte und Wahrnehmungen (z.B. Wie fühlt sich der Felsen an? Wie riecht die Blume?)
•Anregungen zum Fragenstellen und Vermutungen aufstellen (sprachlich begleitet, kann aber auch gedanklich passieren
•Anbieten von Hilfsmitteln zur genaueren Untersuchung der Natur / natürlicher Prozesse --> Ausprobieren des Umgangs mit Lupe, (vorbereitetem) Mikroskop, (gefahrloses) Präparier-/Sezierbesteck, vorbereitete Experimente) --> Sicherheitsaspekte bedenken!
3Die SuS entwickeln eine fragende Grundhaltung* und untersuchen** teilweise gezielt ausgewählte natürliche Phänomene (fachUNspezifisch), auch mit einfachen bzw. vorbereiteten Hilfsmitteln.

*sprachlich oder gedanklich, da diese Stufe auch ohne Sprache funktionieren sollte

** i.S.v. kindlichem austesten bzw. „herumexperimentieren“
Ich kann mir selbst oder anderen Menschen Fragen zu bestimmten Dingen in der Natur stellen, habe eigene Vermutungen und kann Antworten darauf finden, indem ich sie genauer untersuche und mit ihnen herumexperimentiere. Dabei probiere ich manchmal auch (vorbereitete) Hilfsmittel aus.•Ggf. mit eigener Begeisterung für bestimmte Phänomene SuS darauf aufmerksam machen, gemeinsam staunen, hinterfragen Ideen für Experimente, Expertenbefragung, Recherche sammeln sowie umsetzen, wobei alles in einfacher Sprache begleitet wird
•„Lernen am Modell“ und „Aufgabenfolge“
•Besprechung der Bedeutung der genutzten Hilfsmittel (= NaWi Arbeitsmittel) für (eigene) NaWi „Forschung“
•Besprechung der Funktionsweise und Einsatzgebiete der Hilfsmittel (= NaWi Arbeitsmittel)
•Demonstration und Nutzung von Anschauungsma-terial zum Aufbau der Arbeitsmittel bzw. zum Ablauf von NaWi Arbeitsweisen
•--> Sicherheitsaspekte thematisieren!
4Die SuS können einfache Untersuchungen mit Hilfe anderer sicher durchführen. Sie kennen Abläufe verschiedener praktischer NaWi Arbeitsweisen sowie Aufbau und Funktionsweise dazu nötiger NaWi Arbeitsmittel in Grundzügen (auf Grundlage von Demonstration und Anschauungsmaterial (textlos + erklärungsarm)).
(Übergang von fachUNspezifisch zu fachspezifisch)
(Vorbedingung für Arbeitsweisen-Führerscheine)
Ich kenne einzelne Hilfsmittel und Wege und wie ich damit meine Frage(n) an die Natur beantworten bzw. meine Vermutungen überprüfen kann. Ich kann einfache Untersuchungen mit Hilfe anderer durchführen und achte darauf, dass alles sicher ist.•Experimentelle Handlungen bei den Schülerinnen durch Beobachten erkennen und durch bekundetes Interesse darüber sprechen: Was wurde gemacht und entdeckt / beobachtet? Motivieren anderen davon zu berichten und es zu zeigen, wenn dies nicht von allein passiert
•--> auf dieser Stufe können die Arbeitsweisen-Führerscheine begonnen und in der nächsten Stufe fortgeführt werden, ohne sprachliche Erklärungen geht es dort nicht
•(Alltags-)sprachliche Erklärungen zu den Arbeitsmitteln und NaWi DENK- und Arbeitsweisen
•Überblick über Varianten NaWi Denk- und Arbeitsweisen —> Verständnis dieser als „Werkzeugkasten“ für NaWi Denken und Arbeiten
•--> Sicherheitsaspekte thematisieren!
•Grobe Differenzierung zwischen physikalischen + chemischen vs. biologischen Naturphänomenen und erste Zuordnung der jeweils gängigen Denk- und Arbeitsweisen
5Die SuS haben einen groben Überblick über verschiedene/ausgewählte NaWi Denk- und Arbeitsweisen und Arbeitsmittel sowie deren Einsatzbereiche, Anwendung und Prüfmöglichkeiten (grob fachspezifisch). Ich weiß ungefähr, wann man welche Hilfsmittel und Wege (Verfahren/Methoden?) einsetzt und wie man dabei vorgeht, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen. Dabei unterscheide ich zwischen belebter und unbelebter Natur. Hinterher überlege ich noch einmal, ob mein Vorgehen wirklich richtig (geeignet?) war.•Exemplarisches Durchlaufen versch. NaWi Denk- und Arbeitsweisen •Erarbeitung der entsrpechenden Arbeitsweisen-Führerscheine
•Sprachliche und -schriftliche Erklärungen zu den Arbeitsmitteln und NaWi Denk- und Arbeitsweisen
•Systematisierung der Varianten NaWi Denk- und Arbeitsweisen —> differenziertes Verständnis dieser als „Werkzeugkasten“ für NaWi Denken und Arbeiten
•--> Sicherheitsaspekte thematisieren!
•Differenzierung zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Naturphänomenen und Zuordnung der jeweils gängigen Denk- und Arbeitsweisen
6aDie SuS kennen (und haben einen systematischen Überblick über) einzelne Aspekte sowie Abläufe verschiedener/ausgewählter NaWi Denk- und Arbeitsweisen und Arbeitsmittel sowie deren Einsatzbereiche (fachspezifisch!).
(als Grundlage für die Anbahnung weiterer NaWi Denk- und Arbeitsweisen und als Vorbedingung für Entwicklung von Untersuchungsplänen)
Ich kann erklären, wann man welche Hilfsmittel und Wege (Verfahren/Methoden?) einsetzt und wie man dabei vorgeht, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen. Dabei unterscheide ich zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Phänomenen.•Systematisierung der NaWi Denk- und Arbeitsweisen z.B. in Form von Concept Maps
•Wiederholtes Durchlaufen der Schritte NaWi Erkenntnisgewinnung und Anwendung versch. NaWi Arbeitsweisen
•Reflexion, wann und warum welche Arbeitsweisen wie zum Einsatz kommen, dabei Rückgriff auf Wissen aus Arbeitsweisen-Führerscheinen
•Sprachliche und -schriftliche Erklärungen zu den Arbeitsmitteln und NaWi Denk- und Arbeitsweisen
•Überblick über Varianten NaWi Denk- und Arbeitsweisen
•--> differenziertes Verständnis der Arbeitsweisen als „Werkzeugkasten“ für NaWi Arbeiten und hypothesengeleitetes Vorgehen als „Prinzip“ NaWi Denkens
•--> Sicherheitsaspekte thematisieren!
•Differenzierung zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Naturphänomenen und Zuordnung der jeweils gängigen Denk- und Arbeitsweisen
6bDie SuS wenden NaWi Denk- und Arbeitsweisen sach-, situationsgerecht und begründet an.Ich kann naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen sinnvoll und begründet anwenden, um bestimmte Phänomene in der Natur zu untersuchen.•Wiederholtes Durchlaufen des Erkentnisgewinnunsgprozesses unter Anwendung möglichst vielfältiger NaWi Denk- und Arbeitsweisen
•Sensibilisierung für das Hinterfragen der durchgeführten Untersuchungen, (z.B. auch spielerisch: Ideen für weiterführende Experimente sammeln, genaueres Beobachten z.B. durch Vergrößern, Raum abdunkeln)
•Prüfung der angewandten NaWi Denk- und Arbeitsweisen auf mögliche Fehler
•Korrektur fehlerhafter Untersuchungspläne, Erweiterung der Fähigkeiten bzgl. NaWi Denk- und Arbeitsweisen durch wiederholtes Anwenden auf neue Phänomene
•Differenzierung zwischen zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Naturphänomenen der jeweils gängigen Denk- und Arbeitsweisen
6cDie SuS hinterfragen, prüfen und reflektieren die angewandten NaWi Denk- und Arbeitsweisen sachgerecht.Ich kann von mir angewandte naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen sachgerecht hinterfragen, prüfen und reflektieren.•Wiederholtes Prüfen vielfältiger selbst angewandter aber auch von anderen in verschiedenen Kontexten angewandten NaWi Denk- und Arbeitsweisen

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


4.2.2. Stufenmodell „Experimentieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise“

Experimentieren gilt als „Königsdisziplin“ der naturwissenschaftlich Erkenntnisgewinnung (Killermann et al., 2016) und wird auch im inklusiven naturwissenschaftlichen Unterricht als unerlässlich für die Arbeit am gemeinsamen Gegenstand betrachtet (Fischer, 2010; Zentel & Michaelys, 2015).

Ausgehend von der terminologischen Unterscheidung der Begriffe „Versuch“ und „Experiment“ wird das Experimentieren als Beobachtung eines dynamischen Vorgangs unter künstlich hergestellten Umständen verstanden, wobei ein Faktor isoliert und variiert wird (Killermann et al., 2016). Während im v.a. im Biologieunterricht überwiegend „Versuche“ ohne Variation der Versuchsbedingungen und ohne Kontrollversuch durchgeführt werden, ist es für die Entwicklung der Experimentierkompetenz allerdings von entscheidender Bedeutung, dass die Lernenden die Variablenkontrolle als wesentliches Kennzeichen eines Experiments verstehen und einsetzen können.

Fachdidaktisch wird hauptsächlich zwischen bestätigenden und entdeckenden Experimenten unterschieden (Eschenhagen et al., 2003). Erstere beziehen sich auf die Durchführung und Auswertung vorgegebener Experimente, letztere umfassen ein hypothesengeleitetes, forschend-entwickelndes Vorgehen, bei dem die Lernenden alle Schritte eines vollständigen Forschungsexperiments durchlaufen, angefangen bei der Beschreibung eines (irritierenden) Phänomens bis zur Auswertung der im selbstentwickelten Experiment erhobenen Daten.

Bei der Entwicklung von Experimentierkompetenz in heterogenen Lerngruppen ist es notwendig, Möglichkeiten zu schaffen, die alle Lernenden (sicher!) am Prozess des Experimentierens teilhaben lassen und dennoch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand ermöglichen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde im Rahmen der Arbeit des ReMi-NaWi-Teams ein Stufenmodell sowie zwei Führerscheine zum Experimentieren (Download als Excel-Dateien) entwickelt.

Tabelle 4.2.2. Stufenmodell III: Experimentieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise

Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär

bepsILZStufe in ErwachsenenspracheStufe in KinderspracheLernbausteine zur Sstabilisierung und Weiterentwicklung
1Die SuS nehmen natürliche Phänomene ungezielt, aber mit verschiedenen Sinnen wahr (fachUNspezifisch) Ich kann die Natur um mich herum mit all meinen Sinnen erleben. •Naturbegegnung, Angebote zur selbsttätigen Erkundung versch. Naturphänomene im unmittelbaren Nahraum, die durch Bewegungen (Drehbewegungen des Kopfes, Bewegungen der Arme, Hände, Beine, Füße) zu Wahrnehmungen führen; Lagerungsangebote aktivieren Spür-, Druck- und Drehbewegungswahrnehmungen (z.B. Resonanzbrett, Little Room)
2Die SuS nehmen ausgewählte natürliche Phänomene gezielt wahr. Eine forschende Haltung ggü. der Natur wird angebahnt (fachUNspezifisch).Ich kann bestimmte Dinge in der Natur um mich herum mit verschiedenen Sinnen bewusst wahrnehmen. Dabei spiele ich mit ihnen und probiere, was man alles mit ihnen machen kann. Ich kann auch auf etwas zeigen, was mich interessiert bzw. mein Staunen darüber zum Ausdruck bringen. •Naturbegegnung und freies Spiel mit / Erkunden von ausgewählten Naturphänomenen mit allen Sinnen
•Prinzip „Trial & Error“ und Prinzip der (Selbst-)Nachahmung, Öffnung und Aufmerksamkeit für Dialog und Angebote (Gegenstände/Materialien für unterschiedliche Seh-, Hör- und Fühleindrücke); Methoden: Objekterkundung, Aktives Lernen, Multifunktionstisch (Nielsen), Tastbretter usw.; Nachahmung bzw. Ausprobieren von großmotorischen „Experimenten“, z.B. Erfahrung von Schwerkraft, Beschleunigung, Bremswirkung etc. im freien Spiel (z.B. beim Springen, Rollen auf Rollbrettern, Schlittenfahren…)
•Anbieten von Hilfsmitteln (z.B. bruchsicheren Lupe) zum Ausprobieren (Sicherheitsaspekte bedenken!)
•Anregungen zur Nachahmung z.B. der korrekten Anwendung von Hilfsmitteln wie z.B. der Lupe (Sicherheitsaspekte bedenken!)
•Besprechung ausgewählter Objekte und Wahrnehmungen
3Die SuS entwickeln eine fragende Grundhaltung und untersuchen* teilweise gezielt ausgewählte natürliche Phänomene (fachUNspezifisch), auch mit einfachen bzw. vorbereiteten Hilfsmitteln.
ODER:
Die SuS führen einfache vorbereitete Experimente mit Hilfe durch (ohne sie bereits zu Beginn verstehen zu müssen, dies kann z.B. auch erst zum Schluss geschehen oder auf einer höheren Stufe)

* i.S.v. kindlichem ausprobieren bzw. „herumexperimentieren“
Ich kann mir selbst oder anderen Menschen Fragen zu bestimmten Dingen in der Natur stellen, habe eigene Vermutungen und kann Antworten darauf finden, indem ich sie aufmerksam beobachte, genauer untersuche und mit ihnen herumexperimentiere. Dabei probiere ich manchmal auch (vorbereitete) Hilfsmittel aus.
ODER:
Ich kann ein Experiment durchführen, wenn es schon vorbereitet ist und mir jemand dabei hilft.
•Anbieten von Hilfsmitteln (z.B. Lupe) bzw. verschiedenen Materialien (Rollbretter, Hindernis-parcous, vorbereitete Versuche zur Sinneswahrnehmung etc.) zur genaueren Untersuchung ausgewählter Naturphänomene (Sicherheitsaspekte bedenken!)
•Angebote für das Lernen Schritt für Schritt bzw. in Aufgabenfolgen --> überschaubare Abläufe mitmachen, nachmachen und zunehmend selbständig ausführen
•Möglichkeiten vielfältiger Beobachtungen schaffen, Anschauungsmaterial anbieten, auf dem konkret beobachtbare Gegenstände, Personen, Handlungen zu sehen sind und die mit Erfahrungen verbunden werden können
•--->Besprechung der Bedeutung der genutzten Hilfsmittel (= NaWi Arbeitsmittel) für (eigene) naturwissenschaftliche „Forschung“, Besprechung der Funktionsweise und Einsatzgebiete der Hilfsmittel, Demonstration und Nutzung von An-schauungsmaterial zum Ablauf von NaWi Arbeitsweisen; Sicherheitsaspekte thematisieren! Anstoß einer Unterscheidung zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Naturphänomenen
4Die SuS können einfache Experimente mit Hilfe einer bebilderten Experimentieranleitung sicher* durchführen und beobachten, was im Experiment geschieht und dies auch äußern bzw. zeigen.

(Übergang von fachUNspezifisch zu fachspezifisch; Vorbedingung für Arbeitsweisen-Führerscheine)

*Sie wissen, dass das Experiment vor Durchführung von einem/einer Experten/Expertin abgenommen werden muss und wo sie sich im Zweifel Hilfe suchen können.
Ich kann ein Experiment alleine aufbauen und durchführen, wenn es mir vorgezeigt wird oder es eine Anleitung mit Bildern gibt. Ich frage bzw. zeige, wenn ich Hilfe benötige. Damit alles sicher ist, beginne ich erst mit dem Experiment, wenn eine Expertin oder ein Experte es angeschaut hat und es mir erlaubt.
Ich nutze beim Experiment gezielt bestimmte Arbeits- oder Hilfsmittel, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen.
Ich kann beobachten, was im Experiment passiert und dies aufzeichnen oder auf einem Arbeitsblatt ankreuzen.
<br /> •Bebilderte Anleitungen / Demonstrationen / Videos, denen man entnehmen kann, wie die Experimentiergegenstände zueinander angeordnet werden sollen und wie das Experiment durchgeführt werden soll<br /> •(Beispiele Versuchsvorlagen aus “Forschen mit Fred” von Gisela Lück von Finken Verlag)<br /> •Arbeitsblätter zum Zeigen oder Ankreuzen bzw. Materialien für einfache Zeichnungen um festzuhalten, was bei dem Experiment passiert ist<br /> •Evtl. als Hilfestellung verschiedene Ausgänge zeichnen, und die SuS ergänzen lassen<br /> •Hilfestellungen geben, dass die SuS selbst die Anleitung in kleine Abschnitte unterteilen und überprüfen, ob jedes Material genau so angeordnet ist wie auf der Anleitung. <br /> •Bilder zur Durchführung in die richtige Reihenfolge bringen lassen. <br /> •Auf Sicherheitsbestimmungen hinweisen. <br /> •erstes Angebot von zusätzlichen mündlichen / schriftliche Erklärungen in Alltagssprache zum Experimentieren<br /> •Überblick über Varianten von Experimenten als „Werkzeugkasten“ für NaWi Denken und Arbeiten<br /> •Beginn der Differenzierung zwischen biologischen, chemischen und physikalischen und Zuordnung der jeweils gängigen Denk- und Arbeitsweisen
5Die SuS können Experimente nach einer alltagssprachlichen (ggf. zusätzlich auch bebilderten) Anleitung sicher* durchführen, beobachten und dies auch dokumentieren und/oder beschreiben.
Sie verstehen den allgemeinen Ablauf von Experimenten sowie Aufbau und Funktionsweise dazu nötiger Arbeitsmittel in Grundzügen. Sie haben einen groben Überblick über Einsatzbereiche, Dokumentation und Prüfmöglichkeiten von Experimenten und können dies sprachlich äußern (grob fachspezifisch).
ODER:
Die SuS können eigene Experimente zu eigenen Fragen entwickeln und nach o.g. Kriterien durchführen und auswerten.

*Sie wissen, dass das Experiment vor Durchführung von einem/einer Exper-ten/Expertin abgenommen werden muss und wo sie sich im Zweifel Hilfe suchen können.
Ich kann eine Experimentieranleitung aufmerksam lesen und verstehen. Ich kann ein Experiment nach dieser Anleitung alleine aufbauen und durchführen, nachdem es sich eine Expertin oder ein Experte es angeschaut hat und es mir erlaubt. Ich frage, wenn ich Hilfe benötige. Ich nutze beim Experiment gezielt bestimmte Arbeits- oder Hilfsmittel, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen.
Ich kann beobachten und aufschreiben, was im Experiment passiert.
Ich weiß ganz allgemein, wozu man Experimente und geeignete Hilfsmittel einsetzt und wie ich dabei vorgehe, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen. Dabei unterscheide ich zwischen belebter und unbelebter Natur. Hinterher überlege ich mithilfe vorgegebener Fragen, ob mein Vorgehen wirklich richtig bzw. geeignet war.
ODER:
Ich kann zu einer eigenen Frage ein eigenes Experiment ausdenken, mir Materialien organisieren, das Experiment aufbauen und nach o.g. Hinweise durchführen und auswerten.
•Symbole und Erklärungen (mündlich / schriftlich) in Alltagssprache zum Ablauf von Experimenten bzw. allg. von naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen
•Bücher mit Bildern und Text zu einzelnen Experimenten bzw. Experimentieren als Prozess der Erkenntnisgewinnung allgemein
•Anregungen zu weiterführenden Fragen und Schaffen einer offenen Lernatmosphäre zur Umsetzung entsprechender Untersuchungen
•Bereitstellung von Materialien für eigene Experimente
6aDie SuS kennen einzelne Aspekte sowie den grundsätzlichen Ablauf eines Experimentes und dessen Zweck im Rahmen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung (fachspezifisch!).
Ich kann erklären, wann ich ein Experiment einsetze und wie ich dabei vorgehe, um meine Frage(n) an die Natur zu beantworten bzw. meine Vermutungen zu überprüfen. Dabei unterscheide ich zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Phänomenen. •Mündliche und/oder schriftliche Erklärungen in Fachsprache zum Experimentieren
•Spiele zu Benennung von Materialien / Arbeitsmitteln / Geräten (Domino, Trimino, Memory, Bingo).
•Unterstützungsangebote zum Verschaffen eines Überblicks über Varianten NaWi Denk- und Arbeitsweisen —> differenziertes Verständnis des Experimentierens als ein Teil im „Werkzeugkasten“ für NaWi Arbeiten und hypothesengeleitetes Vorgehen
•Sicherheitsaspekte thematisieren!
6bDie SuS wenden das Experimentieren sach-, situationsgerecht und begründet an. Ich kann eigene Experimente entwickeln und sie sinnvoll und begründet anwenden, um bestimmte Phänomene in der Natur zu untersuchen. Dabei unterscheide ich zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Phänomenen. •Wiederholtes Durchlaufen der Schritte des Experimentierens und Anwendung auf versch. Kontexte
•Anregungen zur Wiederholung von Experimenten und Durchführung von Kontrollansätzen
•Reflexion, wann und warum Experimente wie zum Einsatz kommen, dabei Rückgriff auf Wissen aus Experimentier-Führerscheinen
•Prüfung des Experiments auf mögliche Fehler; Korrektur fehlerhafter Untersuchungspläne
6cDie SuS hinterfragen, prüfen, optimieren und reflektieren selbstgeplante bzw. vorgegebene Experimente mithilfe vorgegebener oder selbst gewählter Kriterien sachgerecht. Ich kann selbstgeplante oder vorgegebene Experimente hinterfragen. Dabei prüfe und beschreibe ich, ob mein Vorgehen richtig bzw. geeignet war und wie man es evtl. besser machen könnte. Ich kann beschreiben, worauf ich beim Prüfen und Hinterfragen von Experimenten achte. •Unterstützungsangebote zur Diskussion der Ergebnisse und ihrer Güte (ist das Experiment wiederholbar, passiert immer das gleiche? Ist das Experiment speziell oder verallgemeinerbar auf andere Kontexte?)
•Besprechung versch. Beispiele guter und verbesserungswürdiger Untersuchungen, Erarbeitung von Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit
•Beurteilung nach vorgegebenen Kriterien und später nach selbstgewählten Kriterien
•Unterstützungsangebote zur Prüfung des Experiments auf mögliche Fehler. Als Hilfe kann man genannte Dinge von SuS einzeln aufgreifen und sie fragen, ob man hier etwas geschickter machen könnte. Dies kann auch während des Experimentierens geschehen. Durch praktische Wiederholung und Übung kann sich Manches zunächst ohne Versprachlichung optimieren. Dies kann man dann beschreiben lassen.
•Unterstützungsangebote zur Korrektur fehlerhafter Untersuchungspläne
•Unterstützungsangebote zur Erweiterung der Fähigkeiten bzgl. des Experimentierens durch wiederholtes Anwenden auf neue Phänomene

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


4.2.3. Stufenmodell „Modellieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise“

Modelle spielen in den Naturwissenschaften eine entscheidende Rolle. Sie helfen Inhalte, Vorgänge und Phänomene zu veranschaulichen und sie damit zu durchdringen. In Anlehnung an Grünkorn, Lotz und Terzer (2014), Upmeier zu Belzen und Krüger (2010) sowie Grimm (2014) werden verschiedene Teilkompetenzen bezüglich der Modellkompetenz in den Naturwissenschaften unterschieden:

  • • Eigenschaften von Modellen 
  • • Alternativen von Modellen,
  • • Zweck von Modellen, 
  • • Testen von Modellen, 
  • • Ändern von Modellen

Um den forschend-entdeckenden Aspekt in den Fokus zu rücken, ergänzten die Autor*innen diese Liste außerdem um den Punkt:

  • • eigenständiges Entwickeln von Modellen

In den basalen Stufen ist eine Unterscheidung dieser sechs Teilkompetenzen aus Sicht der Autorinnen jedoch noch nicht sinnvoll. Aber ab Stufe 4 des Stufenmodells “Modellieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise” werden diese Teilkompetenzen aufgegriffen und jeweils passend zur Stufe ausformuliert.

In den Naturwissenschaften werden unterschiedliche Arten von Modellen eingesetzt. So wird zwischen gegenständlichen Modellen (z.B. Nachbildung von Organen oder Strukturmodell von Molekülen) und Denkmodellen aber auch Simulationen unterschieden (Kometz et al. 2013). Letztere treten, aus Sicht der Autorinnen, ab Stufe 6 im entwickelten Stufenmodell vermehrt auf bzw. lösen Gegenständliche zum Teil ab. Ein Übergang von konkretem und abstrakterem Modell ermöglicht ein Experiment, welches ebenfalls als Modell wirken kann. Kreislaufmodelle sollten mitberücksichtigt werden, wie beispielsweise der Wasserkreislauf. Er kann in Form eines Experiments auf Stufe 2/3 veranschaulicht werden und ab Stufe 6 am Computer simuliert werden. Die unterschiedlichen Modelle sollte die Lehrkraft je nach Fach bzw. Thema bei der Umsetzung im Unterricht berücksichtigen.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück

Tabelle 4.2.3: Stufenmodell IV: Modellieren als naturwissenschaftliche Arbeitsweise

Abkürzungen Tabellen: b = basal | e = elementar | p = primär | s = sekundär

bepsILZStufe in ErwachsenenspracheStufe in KinderspracheLernbausteine zur Stabilisierung und Weiterentwicklung
1Die Lernenden erleben Modelle* und Originale.
Sie nehmen Modelle und Originale mit verschiedenen Sinnen wahr, ohne sie bewusst voneinander zu unterscheiden.

* von Stufe 1-4 werden gegenständliche Modelle eingesetzt.
Ich kann Modelle und Originale spüren und wahrnehmen. •Angebot von vielfältigsten Modellen und entsprechenden Naturerfahrungen
- z.B. Stofftier vs. Tier
- Wasser vs. Modellbaukasten
- Knochen vs. Skelett
2Die Lernenden nehmen Modelle und Originale durch einen spielerischen Umgang bewusst wahr. Eine Wahrnehmung der Unterscheidung wird angebahnt.Ich kann Modelle und Originale ertasten.
Ich kann Modelle umbauen.
Ich kann Modelle spielerisch entdecken.
•Ertasten eines Modells abgedeckt mit einem Tuch
•Verändern von Modellen (wenn möglich; z.B. Ohrmodell oder Molekülbaukasten)
3Die Lernenden setzen sich gezielt mit den Modellen und Originalen auseinander. Sie unterscheiden zwischen einem Modell und Original.






* in dieser Stufe können auch Experimente und Kreislaufmodelle eingeführt werden
Ich weiß, dass Modelle aus anderen Materialien bestehen als das Original.
Ich kann das Modell und Original unterscheiden.
Ich erkenne, ob es ein Original oder Modell ist.
Ich kann das Modell verändern, das Original nicht.
Ich erkenne, dass es künstlich hergestellt wurde.
Ich kann Experimente aufbauen und durchführen, die auch ein Modell sein können.
Ich kann Kreislaufmodelle, wie den Wasserkreislauf, bauen.

•Sortierung von Modellen und Originalen

 

•Veränderung von den Modellen

 

•Ggfs. verschiedene Modelle mit verschiedenen Materialien anbieten

 

•Experimente als Modelle anbieten (z.B. den Wasserkreislauf in einem Glas nachahmen vgl. https://www.najuversum.de/wasserkreislauf-im-glas/ am 23.11.2021)

4Die Lernenden unterscheiden gezielt und begründet zwischen dem Modell* und dem Original. Sie erkennen das Modell als eine künstlich hergestellte Konstruktion.

* aber hier sind alle Modellarten einzubeziehen

Konkret umfasst das die folgenden 6 Teilkompetenzen:

Die Lernenden erkennen, dass Modelle vereinfachte oder veränderte Kopien von etwas sind. (Teilkompetenz: Eigenschaften von Modellen)

Die Lernenden unterscheiden zwischen den Modellobjekten.
(Teilkompetenz: Alternative Modelle)

Zweck von Modellen: Die Lernenden erfahren, dass Modelle einem Zweck dienen. (Teilkompetenz: Zweck von Modellen)

Die Lernenden erfassen, dass ein Modell überprüft werden kann. (Teilkompetenz: Testen von Modellen)

Die Lernenden erfahren, dass ein Modell gezielt verändert werden kann. (Teilkompetenz: Ändern von Modellen)

Die Lernenden entwickeln nach eigenen Ideen ein Modell und erfahren somit Bautechniken und verschiedene Materialien von Modellen.
(Teilkompetenz: Entwickeln von Modellen)
Ich kann ein Modell und das Original unterscheiden. Ich kann meine Entscheidung begründen.
Ich kann erklären, dass ein Modell hergestellt wurde, damit ich das Original besser verstehen kann.




Ich erkenne verschiedene Eigenschaften in denen sich beim Modell und Original gleichen oder unterscheiden.

Ich erkenne, dass es verschiedene Modelle für ein Original gibt.

Ich weiß, dass ein Modell zur Veranschaulichung vom Original eingesetzt wird.

Ich kann das Modell testen, indem ich es auf Widerstandsfähigkeit prüfe.

Ich kann ein Modell nach meinen Wünschen verändern.


Ich baue ein Modell nach meinen eigenen Ideen und Vorstellungen.

•Formulierungshilfen geben für die Begründungen mit Sprechstartern

 

•Markieren der Unterschiede mit Aufklebern (wie Fehlersuche-Bilder)

 

•Gemeinsam ein Modell herstellen (z.B. Bauen eines Ohrmodells aus Haushaltsmaterialien)

 

•Ein Puzzle, dass ein Modell darstellt, zusammensetzen •ein einfaches Modell zum Wasserkreislauf selbst entwickeln und bauen

 

•ab dieser Stufe kann mit der Erarbeitung des “Modelle-Führerscheins“ begonnen werden

5Die Lernenden beschreiben Modelle und ihre Originale in ihrer eigenen Sprache. Sie haben einen Überblick über Eigenschaften, Alternativen, Zweck, Test- und Änderungsmöglichkeiten sowie die Entwicklung von Modellen.



Konkret umfasst das die folgenden 6 Teilkompetenzen:

Die Lernenden erleben, dass Modelle idealisierte Repräsentationen von etwas sind. Sie beschreiben die Modelle alltagssprachlich.
(Teilkompetenz: Eigenschaften von Modellen)

Ein Ausgangspunkt ermöglicht die Herstellung verschiedener Modelle von etwas.
(Teilkompetenz: Alternative Modelle)



Die Lernenden setzen zur Beschreibung eines Originals ein Modellobjekt ein.
(Teilkompetenz: Zweck von Modellen)



Die Lernenden beschreiben eine Testung eines Modells und parallelisieren mit dem Ausgangsobjekt.
(Teilkompetenz: Testen von Modellen)






Die Lernenden beschreiben und beheben Mängel an einem Modell.
(Teilkompetenz: Ändern von Modellen)




Die Lernenden verbalisieren den Vorgang zur Erstellung eines Modells, um bestimmte Aspekte des Originals zu veranschaulichen.
(Teilkompetenz: Entwickeln von Modellen)
Ich kann Modelle und Originale mit meinen eigenen Worten beschreiben.
Ich kann erklären, wozu es ein Modell gibt. Ich habe Ideen, wie ich selbst ein Modell bauen kann und weiß, dass man das Modell auch anders bauen könnte. Ich kann Modelle auch (nach-) zeichnen.
Ich kann beschreiben, warum und wie man das Modell verändern kann bzw. sollte.

Ich kann Eigenschaften in meiner eigenen Sprache beschreiben, in denen Modell und Original sich gleichen und später auch wie sie sich unterscheiden.

Ich kann beschreiben, inwiefern sich verschiedene Modelle unterscheiden.
Ich kann beschreiben, inwiefern sich verschiedene Modelle in ihren inhaltlichen Schwerpunkten unterscheiden.

Ich kann mit meiner Sprache beschreiben, dass ein Modell bestimmte Merkmale des Originals veranschaulichen.
Ich kann mit dem Modell einfache Zusammenhänge erklären.

Ich kann das Modell testen, ob es bestimmten Anforderungen für den Einsatz erfüllt und dies in meiner eigenen Sprache beschreiben. Ich kann das Modell testen in dem ich prüfe, welche Teile dem Original entsprechen und ob es mit den notwendigen Merkmalen übereinstimmt.

Ich kann Mängel am Modell beschreiben und verändern.
Ich kann beschreiben welche Teile verändert werden müssen, damit es eine bestimmte Funktion erfüllt.

Ich kann beschreiben, wie ich ein Modell baue. Dieses Modell muss dem Original oder seine Funktion gerecht werden.

•Partnerarbeit mit Tandembogen und Satzstartern um die Beschreibungen zu unterstützen

 

•Richtige Eigenschaften aus einer Sammlung von Eigenschaftswörtern herausfinden

 

•Erarbeitung des “Modelle-Führerscheins

6aDie Lernenden benennen und beschreiben Modelle und ihre Originale in Fachsprache.








Konkret umfasst das die folgenden 6 Teilkompetenzen:

Die Lernenden erfassen, dass Modelle theoretische Rekonstruktionen von einem Original sind.
(Teilkompetenz: Eigenschaften von Modellen)

Die Lernenden können alternative Modelle mittels Fachsprache beschreiben und die Unterschiede benennen.
(Teilkompetenz: Alternative Modelle)

Die Lernenden können bekannte Zusammenhänge und Korrelationen von Variablen im Ausgangspunkt erklären.
(Teilkompetenz: Zweck von Modellen)

Die Lernenden testen ein Modell für etwas.
(Teilkompetenz: Testen von Modellen)

Die Lernenden können das Modell revidieren, da neue Erkenntnisse oder zusätzliche Perspektiven eingenommen werden.
(Teilkompetenz: Ändern von Modellen)

Lernende entwickeln nach bestimmten Kriterien ein Modell und beschreiben dies mit der Fachsprache.
(Teilkompetenz: Entwickeln von Modellen)
Ich kann Fachbegriffe dem Modell zuordnen.
Ich benenne die Modelle und ihre Einzelteile in der Fachsprache.
Ich kann die Einzelteile auch dem Original zuordnen und richtig benennen.
Ich beschreibe das Modell und das Original in der Fachsprache.




Ich kann Eigenschaften beschreiben, die im Modell vereinfacht dargestellt sind.



Ich kann verschieden Modelle eines Originals mit Fachbegriffen beschreiben und Unterschiede benennen.


Ich kann komplexe Zusammenhänge beschreiben, die für das Original wichtig sind.


Ich kann das Modell testen, ob es seinen Zweck erfüllt.



Ich kann das Modell verändern, so dass es an neue Erkenntnisse angepasst wird.





Ich kann ein selbst erstelltes Modell fachsprachlich beschreiben und damit Prozesse aufzeigen.
•Wortkarten zum Modell zuordnen
•Fachsprachgliche Begriffe in einem Bild zuordnen
•mündliche Beschreibungen mithilfe von Scaffolding-Gerüsten
•schriftliche Beschreibungen in Form von Lückentexten, mittels Fragen und Freitexten
6bDie Lernenden können bekannte Sachverhalte mittels Modellen erklären und begründen.




Konkret umfasst das die folgenden 6 Teilkompetenzen:

Die Lernenden erfassen den theoretischen Hintergrund des Modells.
(Teilkompetenz: Eigenschaften von Modellen)

Die Lernenden erkennen, dass es Modelle für verschiedene Hypothesen gibt.
(Teilkompetenz: Alternative Modelle)

Die Lernenden können Zusammenhänge bezüglich des Zwecks beschreiben.
(Teilkompetenz: Zweck von Modellen)

Die Lernenden können bei der Testung Hypothesen überprüfen.
(Teilkompetenz: Testen von Modellen)

----
(Teilkompetenz: Ändern von Modellen)

Lernenden können für bestimmte Hypothesen ein Modell selbstständig entwickeln und ggfs. verändern.
(Teilkompetenz: Entwickeln von Modellen)
Ich kann Eigenschaften beschreiben, die im Modell vereinfacht dargestellt sind. Ich kann Sachverhalte mit einem Modell erklären.
Ich kann die Sachverhalte mit einem Modell begründen.




Ich kann zu einer formulierten Hypothese das richtige Modell aussuchen.



Ich kann zu einer formulierten Hypothese unterschiedliche Modelle auswählen.



Ich kann mit dem Modell Vorhersagen ableiten.






Ich kann ein Modell testen, um eine Hypothese über das Original zu überprüfen.



---



Ich kann ein Modell passend zu einer vorgegebenen Hypothese entwickeln.

•Vereinfachungen benennen und beschreiben lassen

 

•Schemata an der Tafel sammeln

 

•einzelne Sachverhalte mit einem Modell erklären lassen z.B. nach einem Versuch ein Teilchenmodell heranziehen; Den Vorgang des Hörens mit dem Ohrmodell erklären, etc.

 

•Simulationen/Animationen einsetzen, wie z.B. für Teilchenvorstellung (vgl. https://chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/index.php?id=4388&L=0 am 23.11.2021)

6cDie Lernenden können neue Sachverhalte mit Modellen erklären und beschreiben. Sie können kritisch und reflektiert ein entsprechendes Modell für den neuen Sachverhalt einsetzen. Sie können neue Modelle kritisch bewerten.




Konkret umfasst das die folgenden 6 Teilkompetenzen:

Lernende erfassen den theoretischen Hintergrund des Modells.
(Teilkompetenz: Eigenschaften von Modellen)

Die Lernenden können aus unterschiedlichen Modellen das Konzept erfassen, dass ihnen gemeinsam zu Grunde liegt bzw. das sie veranschaulichen sollen.
(Teilkompetenz: Alternative Modelle)

Die Lernenden können Zusammenhänge von Variablen überprüfen.
(Teilkompetenz: Testen von Modellen)

Die Lernenden Testen Modelle für neue Erkenntnisse.
(Teilkompetenz: Testen von Modellen)

Die Lernenden können Modelle aufgrund der falsifizierten Hypothesen revidieren.
(Teilkompetenz: Ändern von Modellen)


Lernenden können Modelle für eine selbst entwickelte Hypothese entwickeln und die ggfs. falsifizieren.
(Teilkompetenz: Entwickeln von Modellen)
Ich kann neue unbekannte Sachverhalte mit einem Modelle erklären.
Ich kann ein entsprechendes Modell aussuchen und meine Entscheidung begründen.
Ich kann Vor- und Nachteile eines Modells erkennen und benennen. Ich kann dies Vorteile und Nachteile abwägen und daher das Modell bewerten.




Ich kann eine Hypothese zu einem Modell passend formulieren.




Ich kann die jeweiligen Hypothesen formulieren, die unterschiedlichen Modellen zugrunde liegen.






Ich kann Hypothesen gegenüber dem Original mit einem Modell überprüfen.



Ich kann neue Erkenntnisse aus einem Modell ableiten.




Ich kann ein Modell auf der Grundlage von Ergebnissen aus dem Experiment mit dem Modell so verändern, dass es zu einer daraufhin veränderten Hypothese über das Original passt.

Ich kann ein Modell passend zu meiner eigenen Hypothese entwickeln. Ich kann sie überprüfen und ggfs. verändern.
•Wirbelsäulenmodell aus Schwämmen und Korkplatten selbst bauen
•verschiedene Modelle anbieten und das richtige Auswählen lassen z.B. Strukturmodelle bei Kohlenwasserstoffverbindungen
•Vorteile und Nachteile auf Wortkarten sammeln, sortieren und darauf aufbauend die Entscheidung fällen; - diese Vor- und Nachteile bei anderen Modellen heranziehen und ebenfalls abwägen lassen; - den Einsatz von Modellen zu verallgemeinern; als Ritual einführen, jedes eingesetzte Modell kritisch zu reflektieren

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


5. „Führerscheine“ für die Hand der Kinder und Jugendlichen

Bei der Entwicklung der Stufenmodelle für die naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen ergab sich ein Problem: Die entsprechenden Kompetenzen hierfür lassen sich zwar grundsätzlich über die im ILZNAWI-Modell für den Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung genannten Stufen abbilden, werden aber im Gegensatz zur Fachkompetenz zunächst eher nach einer Art Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler lernen beispielsweise zuerst, wie man naturwissenschaftliche Fragen formuliert, anschließend, wie man Hypothesen dazu aufstellt und später, wie man entsprechende Untersuchungen plant und durchführt, um diese Hypothesen zu überprüfen und die Fragestellung zu beantworten. Diese Schritte können zwar durchaus in inhaltlich aufeinander aufbauenden Stufen abgebildet werden, eine höhere Stufe ist hierbei jedoch nicht zwangsläufig kognitiv anspruchsvoller als die vorangegangene. Eine ausschließliche Orientierung an den entstandenen Stufenmodellen ist aus Sicht der Autorinnen entsprechend nicht ausreichend, um die Kompetenzentwicklung im Bereich Erkenntnisgewinnung vollständig abzubilden. Aus diesem Grund wurden zusätzlich zu den Erkenntnisgewinnungs-Stufenmodellen sogenannte „Arbeitsweisen-Führerscheine“ erstellt. In den jeweiligen Stufenmodellen wird auf die Stufenmodelle per Link verwiesen. Der Begriff „Führerschein“ soll die beschriebene schrittweise Aneignung von überwiegend praktischen Fertigkeiten symbolisieren. Wie beim Auto-Führerschein die Bedienung des Autos und die Beachtung der Verkehrsregeln gelernt werden müssen, wird im naturwissenschaftlichen Unterricht zunächst einmal der allgemeine Ablauf des Experimentierens, die Bedienung des Mikroskops etc. sowie die jeweiligen Sicherheitsregeln erlernt, bevor diese Fertigkeiten zur Erkenntnisgewinnung im Unterricht (bzw. analog zur motorisierten Fortbewegung im Straßenverkehr) eingesetzt werden können. Um keinen inflationären Einsatz dieser Führerscheine im Unterricht zu erzeugen, werden diese vorrangig für Arbeitsweisen entwickelt, bei denen bei unsachgemäßer Durchführung gesundheitliche Risiken oder andere Gefahren bestehen (z. B. dass Arbeitsmittel kaputt gehen).

Ein weiterer Grund für die separate Entwicklung der „Führerscheine“ ist, dass es so auch Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarfen im kognitiven Bereich möglich ist, diese „Führerscheine“ zu durchlaufen und so z.B. Expertinnen für die Herstellung mikroskopischer Präparate zu werden, ohne zwangsläufig die großen Zusammenhänge im Prozess der Erkenntnisgewinnung verstehen zu müssen. Durch diese schematisch erworbenen Fähigkeiten und Handlungen können sie ebenfalls einen wertvollen Beitrag zum kollektiven Lernen leisten.

Die „Arbeitsweisen-Führerscheine“ haben optisch den gleichen Aufbau wie die Stufenmodelle und werden entsprechend in Erwachsenen- und Kindersprache formuliert sowie mit pädagogischen Angeboten versehen. Die Stufen selbst orientieren sich jedoch nicht an den nummerierten Stufen des ILZNAWI-Modells, sondern sind einfach als nacheinander zu durchlaufende Schritte zu verstehen. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, wurde die Reihenfolge der Schritte durch Buchstaben statt durch Zahlen gekennzeichnet.

So wurde zu verschiedenen Denk- bzw. Arbeitsweisen sowohl ein Stufenmodell als auch ein „Führerschein“ entwickelt.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück

5.1. „Forschungs-Führerschein“: Naturwissenschaftliches Denken als Prinzip der Erkenntnisgewinnung

Das Stufenmodell zum Naturwissenschaftlichen Denken bildet die verschiedenen Lernzugänge sowie Stufen der Komplexität des naturwissenschaftlichen Denkens ab. Der nachfolgende Führerschein stellt wiederum die einzelnen Schritte naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung dar, die nacheinander durchlaufen werden müssen, um den gesamten Prozess der Erkenntnisgewinnung zu erlernen.

Schritt inErwachsenensprache
Schritt in
Kindersprache
Lernbausteine
ADie SuS entwickeln geeignete Fragestellungen zur Untersuchung naturwissenschaftlicher Phänomene.Ich kann zu Phänomenen in der Natur Fragen stellen, die mich interessieren.Sammeln und Besprechen von Fragestellungen der SuS: Welcher naturwissenschaftliche Sachverhalt interessiert uns? Warum? Was müssen wir tun, um diese Frage zu beantworten?
BDie SuS entwickeln überprüfbare Hypothesen zu ausgewählten Fragestellungen.Ich kann zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen Hypothesen entwickeln, die sich mit (geeigneten Methoden) untersuchen lassen.Sammeln und Besprechen von Hypothesen: Welche Erklärungsmöglichkeiten könnte es noch geben? Lässt sich die jeweilige Hypothese überprüfen? Wenn ja, wie? Wenn nicht, wie müsste man sie umformulieren? Übersicht über naturwissenschaftliche Arbeitsweisen
CC
Die SuS entwickeln Untersuchungsplänen zur Überprüfung ausgewählter Hypothesen.
Ich kann zur Überprüfung meiner Hypothesen eine geeignete Untersuchung planen und passende naturwissenschaftliche Arbeitsweisen auswählen.Allgemeingültige Anleitung zur Planung, Durchführung, Dokumentation und Auswertung von Untersuchungen; Rückgriff auf Fähigkeiten aus Arbeitsweisen-„Führerscheinen“
DDie SuS führen Untersuchungen zur Überprüfung der Hypothesen mittels praktischer naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen durch.Ich kann geplante Untersuchungen durchführen und dokumentieren. Dabei wende ich geeignete naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen sachgerecht an.Allgemeingültige Anleitung zur Durchführung, Dokumentation und Auswertung von Untersuchungen; Rückgriff auf Fähigkeiten aus Arbeitsweisen-„Führerscheinen“
EDie SuS werten von Untersuchungen aus, ziehen Rückschlüsse zu den Hypothesen und formulieren weiterführende Fragestellungen.Ich kann meine Untersuchungsergebnisse zielgerichtet auswerten und meine Hypothesen und Fragestellungen beantworten. Ich kann neue Fragen stellen, die sich aus meinen Erkenntnissen ergeben.Besprechung verschiedener Beispiele guter und verbesserungswürdiger Untersuchungen, Erarbeitung von Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit
FDie SuS optimieren die Planung, Durchführung und Auswertung von Untersuchungen entsprechend Kriterien wissenschaftlicher GüteIch kann mögliche Fehlerquellen meiner Untersuchungen erkennen und ggf. optimieren.Anwendung der zuvor erarbeiteten Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit auf eigene und fremde Untersuchungen und Besprechung von Optimierungsmöglichkeiten

Version für die Lernenden:

Schritte des naturwissenschaftlichen Denkens und ArbeitensDas kann ich mit HilfeDas kann ich allein
AIch kann zu Phänomenen in der Natur Fragen stellen, die mich interessieren.
BIch kann zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen Hypothesen entwickeln, die sich mit (geeigneten Methoden) untersuchen lassen.
CIch kann zur Überprüfung meiner Hypothesen eine geeignete Untersuchung planen und passende naturwissenschaftliche Arbeitsweisen auswählen.
DIch kann geplante Untersuchungen durchführen und dokumentieren. Dabei wende ich geeignete naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen sachgerecht an.
EE
Ich kann meine Untersuchungsergebnisse zielgerichtet auswerten und meine Hypothesen und Fragestellungen beantworten. Ich kann neue Fragen stellen, die sich aus meinen Erkenntnissen ergeben.
FIch kann mögliche Fehlerquellen meiner Untersuchungen erkennen und ggf. optimieren.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


5.2. Experimentier-Führerscheine“: Vorgegebene und eigene Experimente

Das Stufenmodell zum Experimentieren bildet die verschiedenen Lernzugänge sowie Stufen der Komplexität des Experimentierens ab. Die Führerscheine stellen die einzelnen Schritte des Experimentierens dar, die nacheinander durchlaufen werden müssen, um den gesamten Prozess des Experimentierens zu erlernen. Dies schließt nicht zuletzt auch wichtige Aspekte der Sicherheit der Lernenden ein. Um sowohl den bestätigenden als auch den entdeckenden Experimenten Rechnung zu tragen, wurde ein Führerschein für Aufbau, Durchführung und Auswertung vorgegebener Experimente und ein Führerschein für die Entwicklung, Durchführung und Auswertung eigener Experimente entwickelt.

5.2.1. „Experimentier-Führerschein A“: Vorgegebene Experimente aufbauen, durchführen und auswerten als naturwissenschaftliche Arbeitsweise

Schritt inErwachsenensprache
Schritt in
Kindersprache
Lernbausteine
A Schritt in
Erwachsenensprache
Die SuS verstehen den Ablauf und die zu untersuchende Fragestellung eines vorgegebenen Experiments, wenn es ihnen schriftlich, mündlich und/oder anschaulich erklärt / gezeigt / demonstriert wird.
Ich kann mithilfe einer Anleitung (schriftlich, bildlich oder von einer/einem Experten/Expertin) den Ablauf eines Experimentes verstehen. Ich verstehe dadurch auch, welche Frage mit dem Experiment untersucht wird.Anregungen, das Experiment mit eigenen Worten zu erklären, ggf. auch wiederholt, falls (noch) kein Arbeiten nach schriftlicher / bildlicher Anleitung möglich ist.
Hilfestellungen geben, dass die SuS selbst die Anleitung kleine Abschnitte unterteilen und überprüfen, ob jedes Bauteil genau so angeordnet ist wie auf der Anleitung.
Nachdem es aufgebaut ist, soll genau geschaut werden, wie das Experiment durchgeführt wird.
Bilder zur Durchführung in die richtige Reihenfolge bringen lassen.
Auf Sicherheitsbestimmungen hinweisen.
BDie SuS beschaffen sich alle notwendigen Materialien und bereiten das Experiment entsprechend der Anleitung vor.Ich kann mir mithilfe einer Anleitung alle Materialien besorgen, die ich für das Experiment brauche. Ich bereite das Experiment mit den Materialien so vor, wie es in der Anleitung steht bzw. wie es mir gezeigt wurde.Ermuntern, auf einem vorgegebenen Blatt zu zeigen oder anzukreuzen, was bei einem Experiment passiert ist.
Ermuntern, in einer einfachen Zeichnung festzuhalten, was bei einem Experiment passiert ist.
Evtl. als Hilfestellung verschiedene Ausgänge zeichnen, und die SuS ergänzen lassen.
Auch wenn SuS nicht alle Materialien oder zu viele Materialien beschafft haben, braucht nicht unbedingt schon korrigierend eingegriffen werden. Im Verlauf des Experimentierens kann den SuS selbst auffallen, dass nicht alles benötigt wird oder dass etwas fehlt. Dies kann zu Wiederholungsschleifen mit Optimierung durch die SuS selbst führen. Analog bei entsprechender Vorbereitung des Experiments. Bei SuS mit geringer ausgeprägten Fähigkeiten hingegen kann durch Hilfe während dieses Schrittes möglicherweise das Kompetenzerleben in den folgenden Schritten erleichtert werden.
CDie SuS führen das Experiment entsprechend der Anleitung durch und halten sich dabei an alle Vorgabe und Sicherheitshinweise.Ich kann das Experiment so durchführen, wie es in der Anleitung steht bzw. wie es mir gezeigt wurde. Ich halte dabei alle Schritte genau ein und achte darauf, dass alles sicher ist.Anregungen geben, damit SuS beginnen in eigenen Worten zu formulieren. Fehler in den Beschreibungen zulassen. Wenn viele Fehler vorgekommen sind, nach mehrmaliger Durchführung des Experiments nochmal beschreiben lassen, wie das Experiment aufgebaut wird und was gemacht werden soll.
Spiele zu Benennung von Geräten (Domino, Trimino, Memory, Bingo).
Wenn es viele Abweichungen der Ausführung der Experimentierschritte von der Anleitung gibt, kann man hier Hilfestellung zu den einzelnen Schritten geben: z.B. die erste entscheidende Abweichung in positiver Weise durch ein Feedback in eine zielführende Handlung abwandeln helfen (am besten so vorsichtig, dass das eigene Kompetenzerleben der SuS nicht beeinträchtigt wird)
DDie SuS beobachten den Verlauf des Experimentes genau und dokumentieren die Ergebnisse soweit möglich (ggf. auch als Sprachaufnahme oder zeichnerisch).Ich kann genau beobachten und merke mir, notiere, zeichne oder spreche in ein Aufnahmegerät, was im Experiment passiert ist.Als Hilfe kann man auf relevante Teile der Beobachtung hinweisen, um den Blick zu schärfen.
Hilfestellungen für die Methoden in der Auswertung
Verweis auf Frage und Hypothese / Vermutung
“Scaffolding“
Arbeitsblatt mit vorbereiteten Kästchen vorgeben, in denen Teile des Experimentes zum Beobachtungszeitpunkt (bzw. auch verschiedenen Zeitpunkten) vorgezeichnet sind. Die Beobachtungen können dann mit geringerem zeichnerischem Anspruch ergänzt werden.
EDie SuS werten die Ergebnisse des Experimentes aus und stellen dies in geeigneter Form dar.Ich kann die Ergebnisse des Experimentes verstehen und auswerten. Dafür nutze ich Hilfsmittel (z.B. Arbeitsblätter) oder denke mir eigene Darstellungsformen (z.B. Tabellen, Diagramme)Besprechung versch. Beispiele guter und verbesserungswürdiger Untersuchungen, Erarbeitung von Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit
Beurteilung nach vorgegebenen Kriterien und später nach selbstgewählten Kriterien
Mögliche Hilfestellungen bei der Darstellung: Arbeitsblatt mit vorgegebener Tabelle / Diagramm / Ankreuzmöglichkeiten o.ä. Dies kann auch schon zeitlich oder kausal mit zu ergänzenden Daten vorausgefüllt sein „Zeitpunkt, vor der entscheidenden Beobachtung “ „Zeitpunkt der entscheidenden Beobachtung“, „Zeitpunkt nach der entscheidenden Beobachtung“. „Die Kugel…“ (zu ergänzen: rollt in eine andere Richtung, nachdem sie an die Wand geprallt ist“. Aber hier bitte keinen Lückentext, sondern nur Starthilfe für Sätze mit dem Thema geben, da es durch Lückentexte zu eng geführt wird und zu wenig Spielraum für eigene Formulierungen bleibt (und dadurch eine ganz andere nicht zielführende Schwierigkeit, gemeistert werden muss)
FDie SuS ziehen Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen, formulieren Erkenntnisse und beantworten damit die Fragestellung des Experimentes.Ich kann erklären, was man durch das Experiment lernen kann. Ich kann die Fragestellung des Experimentes mithilfe der Ergebnisse beantwortenIch kann erklären, was man durch das Experiment lernen kann. Ich kann die Fragestellung des Experimentes mithilfe der Ergebnisse beantworten.
Besprechung versch. Beispiele guter und verbesserungswürdiger Untersuchungen, Erarbeitung von Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit
Beurteilung nach vorgegebenen Kriterien und später nach selbstgewählten Kriterien
Wenn die Lernenden keine Idee haben, wie dies gemacht werden soll: Ein Beispielexperiment geben und hierbei erzählen lassen, was man daraus lernen kann und die Fragestellung damit beantworten (bzw. selbst erzählen, was man daraus lernen kann. In einem zweiten einfachen Experiment sollen es dann die SuS selbst formulieren üben). Dann sollen die SuS die Fragestellung am Experiment des Führerscheins nennen und beantworten.
GDie SuS entwickeln ggf. weiterführende Fragestellungen zum ausgewerteten Experiment (was sie ggf. zu Experimentier-Führerschein B (Eigene Experimente entwickeln) führt)Ich kann von meinen Erkenntnissen aus dem Experiment neue Fragestellungen ableiten. Ich bin neugierig und habe Lust, selbst eigene Experimente zu entwickeln, durchzuführen und auszuwerten, um meiner Frage nachzugehen.Als Hilfe kann man genannte Dinge von SuS einzeln aufgreifen und sie fragen, ob man hier etwas geschickter machen könnte. Dies kann auch während des Experimentierens geschehen. Durch praktische Wiederholung und Übung kann sich Manches zunächst ohne Versprachlichung optimieren. Dies kann man dann beschreiben lassen.
Als andere Hilfe können die genannten Fragestellungen der Lernenden auf Papierkärtchen in den jeweiligen Gruppen gesammelt werden (externalisiert). Mit etwas zeitlichem Abstand von einigen Minuten bis Stunden können die SuS dann nochmal reflektieren und prüfen, welche Fragestellungen unmittelbar nah am ursprünglichen Experiment sind und welche weiter weg davon sind.

Version für die Lernenden:

Schritte des naturwissenschaftlichen Denkens und ArbeitensDas kann ich mit HilfeDas kann ich allein
AIch kann mithilfe einer Anleitung (schriftlich, bildlich oder von einer/einem Experten/Expertin) den Ablauf eines Experimentes verstehen. Ich verstehe dadurch auch, welche Frage mit dem Experiment untersucht wird.
BIch kann mir mithilfe einer Anleitung alle Materialien besorgen, die ich für das Experiment brauche. Ich bereite das Experiment mit den Materialien so vor, wie es in der Anleitung steht bzw. wie es mir gezeigt wurde.
CIch kann das Experiment so durchführen, wie es in der Anleitung steht bzw. wie es mir gezeigt wurde. Ich halte dabei alle Schritte genau ein und achte darauf, dass alles sicher ist.
DIch kann genau beobachten und merke mir, notiere, zeichne oder spreche in ein Aufnahmegerät, was im Experiment passiert ist.
EIch kann die Ergebnisse des Experimentes verstehen und auswerten. Dafür nutze ich Hilfsmittel (z.B. Arbeitsblätter) oder denke mir eigene Darstellungsformen (z.B. Tabellen, Diagramme) aus.
FIch kann erklären, was man durch das Experiment lernen kann. Ich kann die Fragestellung des Experimentes mithilfe der Ergebnisse beantworten.
GIch kann von meinen Erkenntnissen aus dem Experiment neue Fragestellungen ableiten. Ich bin neugierig und habe Lust, selbst eigene Experimente zu entwickeln, durchzuführen und auszuwerten, um meiner Frage nachzugehen.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


5.2.2. „Experimentier-Führerschein B“: Experimente selbst entwickeln, durchführen und auswerten als naturwissenschaftliche Arbeitsweise


Schritt in ErwachsenenspracheSchritt in KinderspracheLernbausteine 
ADie SuS entwickeln geeignete Fragestellungen zur Untersuchung naturwissenschaftlicher Phänomene.Ich kann zu Phänomenen in der Natur Fragen stellen, die mich interessieren.Sammeln und Besprechen von Fragestellungen der SuS: Welcher naturwissenschaftliche Sachverhalt interessiert uns? Warum? Was müssen wir tun, um diese Frage zu beantworten?
BDie SuS entwickeln überprüfbare Hypothesen zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen.Ich kann zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen begründete Vermutungen entwickeln, die sich mit geeigneten Methoden untersuchen lassen.Sammeln und Besprechen von Hypothesen: Welche Erklärungsmöglichkeiten könnte es noch geben? Lässt sich die jeweilige Hypothese überprüfen? Wenn ja, wie? Wenn nicht, wie müsste man sie umformulieren?  Ggf. Recherche hierzu Übersicht über naturwissenschaftliche Arbeitsweisen “Forscher-Frage der Woche”: ein Schüler sammelt im Alltag eine Frage, die gemeinsam oder die Lehrkraft in einer Woche beantwortet werden soll Als ritualisierter Vorgang in den Unterrichtsstunden nach dem Einstieg eine Forscherfrage bzw. die Zielangabe der Stunde formulieren 
CDie SuS entwickeln geeignete Untersuchungspläne zur Überprüfung der Hypothesen.Ich kann zur Überprüfung meiner Vermutungen eine geeignete Untersuchung planen und passende naturwissenschaftliche Arbeitsweisen auswählen.Allgemeingültige Anleitung zur Planung, Durchführung und Auswertung von Untersuchungen; Rückgriff auf Fähigkeiten aus „Forschungs-Führerschein“,  Piktogramme zur Unterscheidung der einzelnen Phasen (Planung, Durchführung, Beobachtung, Ergebnis) einführen und anwenden
DDie SuS führen Untersuchungen zur Überprüfung der Hypothesen mittels praktischer naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen sachgerecht durch.Ich kann geplante Untersuchungen durchführen und wende die hierfür nötigen naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen sachgerecht an.Allgemeingültige Anleitung zur Planung, Durchführung und Auswertung von Untersuchungen; Rückgriff auf Fähigkeiten aus „Forschungs-Führerschein“; Beachtung von Sicherheitsaspekten
EDie SuS werten Untersuchungen sachgerecht aus und formulieren weiterführender Fragestellungen.Ich kann meine Untersuchungsergebnisse dokumentieren, zielgerichtet auswerten und passende Rückschlüsse zu meinen Vermutungen und Fragestellungen ziehen.Besprechung versch. Beispiele guter und verbesserungswürdiger Untersuchungen, Erarbeitung von Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit (diese können in einem Poster gesammelt und im Klassenzimmer aufgehängt werden)
FDie SuS optimieren Planung, Durchführung und Auswertung von Untersuchungen entsprechend Kriterien wissenschaftlicher Güte.Ich kann die Genauigkeit und evtl. Fehlerquellen meiner Untersuchungen reflektieren und ggf. optimieren.Anwendung der Kriterien für gute wissenschaftliche Arbeit (in Form einer Checkliste zum Abhaken),  Austausch mit dem Partner über jeweilige Vorgehensweisen um diese zu vergleichen

Version für die Lernenden:


Schritte des Experimentierens (eigene Experimente)Das kann ich mit HilfeDas kann ich allein
AIch kann zu Phänomenen in der Natur Fragen stellen, die mich interessieren.

BIch kann zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen begründete Vermutungen entwickeln, die sich mit geeigneten Methoden untersuchen lassen.

CIch kann zur Überprüfung meiner Vermutungen eine geeignete Untersuchung planen und passende naturwissenschaftliche Arbeitsweisen auswählen.

DIch kann geplante Untersuchungen durchführen und wende die hierfür nötigen naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen sachgerecht an.

EIch kann meine Untersuchungsergebnisse dokumentieren, zielgerichtet auswerten und passende Rückschlüsse zu meinen Vermutungen und Fragestellungen ziehen.

FIch kann die Genauigkeit und evtl. Fehlerquellen meiner Untersuchungen reflektieren und ggf. optimieren.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


5.2.3. “Modelle-Führerschein“: Entwickeln von Modellen

Im Folgenden wird ergänzend zu dem Stufenmodell zum Modellieren ein Führerschein zur Thematik „Entwickeln von Modellen“ exemplarisch ausgeführt.

Schritt in Erwachsenensprache Schritt in Kindersprache Lernbausteine
Die Lernenden bauen verschiedene Gegenstände mit unterschiedlichen Materialien. Zunächst frei, später zu selbst gewählten oder vorgegebenen naturwissenschaftlichen Themen/Objekten.  Ich kann verschiedene Gegenstände, Tiere, Pflanzen etc. mit Bausteinen, Stöcken, etc. bauen. Ich erkenne, ob Teile fehlen, Formen verändert werden müssen, sodass es möglichst „echt“ aussieht. Mit verschiedensten Materialien (Kastanien, Stücke, Steine) bauen lassen. Als Hilfestellung können gemeinsam Kriterien erarbeitet werden, wie vorgegangen werden muss bzw. gemeinsam die Nachbauten verbessert werden, sodass sie dem Original immer mehr ähneln. (z.B. Ein Tier hat zwei Augen. Die müssen wir noch ergänzen).
Die Lernenden verbalisieren ihre Vorgehensweise zum Bau eines Modells und können diese nach und nach begründen. Sie schreiben eine Anleitung für ihren Modellbau. Ich kann meinen Mitschülern*innen erzählen, wie ich mein Modell gebaut habe. Ich kann das mit einem „Weil-Satz“ begründen. Ich kann eine Anleitung „schreiben“, sodass meine Mitschüler*innen dieses Nachbauen können. Unterschiedliche Sprachbausteine zur Vorgehensweise gemeinsam in einem Plakat erarbeiten. Sprechstarter dazu verwenden, abschließend frei formulieren lassen.  „Schreiben“ kann differenziert werden in Fotos, Zeichnen, Comic-Story, Video drehen, Schreiben mit Satzstartern bis hin zu völlig freien Formulierungen
Die Lernenden können nach ersten Kriterien und Vorgaben ein Modell mit Hilfestellungen entwickeln. Sie können überprüfen, ob ihr Modell oder das von Anderen diese Kriterien erfüllt. Die Lernenden passen ggfs. ihr Modell an. Ich kann ein Modell (mit Hilfe) bauen, dass einer Vorgabe meiner Lehrkraft entspricht. Ich kann überprüfen, dass mein Modell diese Vorgabe erfüllt. Falls nicht, verbessere ich mein Modell. Beispiel: Baue ein Wirbelsäulenmodell. Es soll möglichst beweglich und stabil sein.  Hilfestellungen können sein: Vorgabe des Materials (Korkplatten und Schwämme), Beispiel-Modelle nachbauen lassen und überprüfen, ob sie die beiden Kriterien der Wirbelsäule erfüllen, leitende Fragestellungen oder Bilder zum Aufbau in die richtige Reihenfolge bringen
Die Lernenden können zu einer vorgegebenen Hypothese ein Modell mit Hilfestellungen bauen und mit eigenen Worten ihr Vorgehen beschreiben.Ich kann ein Modell mit Hilfe zu einer vorgegebenen abstrakteren Hypothese bauen. Ich kann anderen Mitschülern*innen erklären, wie ich vorgegangen bin. Beispiele:  – Baue ein Modell zu der Aussage: Wasserläufer können über das Wasser „laufen“.  – Baue einen Wasserkreislauf. – Entwickle ein Experiment zur Bergmannsche Regel (https://www.didaktik.physik.uni-muenchen.de/materialien/bionik/videos/bergmannsche_regel2/index.html stand 23.11.2021) Hierbei sollen Hilfen bereitgestellt werden in Form von gestuften Lernhilfen. 
Die Lernenden können selbstständig zu einer vorgegebenen Hypothese ein Modell entwickeln und mit Fachsprache begründen und beschreiben. Ich kann ein Modell selbstständig zu einer vorgegebenen Hypothese bauen.  Ich kann meine Bauschritte begründen und benutze dazu Fachbegriffe. Beispiele wie in Zeile “D”  Auf dieser Stufe können Modelle gezeichnet aber auch Simulationen entwickelt werden.
Die Lernenden können zu selbst entwickelten Hypothesen eigene Modelle bauen, ihre Vorgehensweise reflektieren und ihre Modelle entsprechend verbessern.  Ich kann zu einem Problem oder einer Fragestellung, die mich interessiert, ein eigenes Modell bauen. Ich kann einschätzen, ob mein Modell „gut“ ist und mein Problem „richtig“ darstellt. Ich kann mein Modell verbessern.  Kriterien-Katalog zu einem „guten“ und „richtigen“ Modell gemeinsam erarbeiten und eine Checkliste erstellen, mit der das Modell überprüft werden kann.  Themenbereiche können völlig frei gewählt werden oder passend zum Unterrichtsthema. 

Version für die Lernenden:

Schritte des Modellierens (Entwickeln von Modellen)Das kann ich mit HilfeDas kann ich allein
AIch kann verschiedene Gegenstände, Tiere, Pflanzen etc. mit Bausteinen, Stöcken, etc. bauen. Ich erkenne, ob Teile fehlen, Formen verändert werden müssen, sodass es möglichst „echt“ aussieht. 

BIch kann meinen Mitschülern*innen erzählen, wie ich mein Modell gebaut habe. Ich kann das mit einem „Weil-Satz“ begründen. Ich kann eine Anleitung „schreiben“, sodass meine Mitschüler*innen dieses nachbauen können. 

CIch kann ein Modell (mit Hilfe) bauen, dass einer Vorgabe meiner Lehrkraft entspricht. Ich kann überprüfen, dass mein Modell diese Vorgabe erfüllt. Falls nicht, verbessere ich mein Modell. 

DIch kann ein Modell mit Hilfe zu einer vorgegebenen abstrakteren Hypothese bauen. Ich kann anderen Mitschülern*innen erklären, wie ich vorgegangen bin. 

EIch kann ein Modell selbstständig zu einer vorgegebenen Hypothese bauen.  Ich kann mein Bauschritte begründen und benutze dazu Fachbegriffe. 

FIch kann zu einem Problem oder einer Fragestellung, die mich interessiert, ein eigenes Modell bauen. Ich kann einschätzen, ob mein Modell „gut“ ist und mein Problem „richtig“ darstellt. Ich kann mein Modell verbessern.  

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


6. Entwürfe für das Lernen am gemeinsamen Gegenstand

Das den naturwissenschaftlichen Stufenmodellen zugrunde gelegte ILZNAWI-Modell hat das Ziel, “Inklusive LernZugänge” zum gemeinsamen Gegenstand zu eröffnen. Die Autor*innen der drei naturwissenschaftlichen Fächer legen hierzu in einem Buchbeitrag ausführlich dar, wie das Lernen am gemeinsamen Gegenstand im naturwissenschaftlichen Unterricht organisiert werden kann. Sie verstehen dabei die verschiedenen Lernzugänge des ILZNAWI-Modells als Möglichkeit, naturwissenschaftlichen Unterricht zu individualisieren, betonen aber, dass dieser erst durch Kooperation inklusiv werden kann (Grimm et al., 2024 – siehe Download Buchbeitrag ILZNAWI-Modell). Wie genau die beschriebene Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand im naturwissenschaftlichen Unterricht umsetzbar ist, wird im Beitrag am Beispiel einer Unterrichtssequenz zur Evolution des Menschen dargestellt. Hierbei werden Möglichkeiten zur Verbindung von Individualisierung und Kooperation aufgezeigt. Weitere Umsetzungsideen aus den Fächern Chemie und Physik zeigen die Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten des ILZNAWI-Modells im inklusiven naturwissenschaftlichen Unterricht.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


7. Themen und Interessen der Kinder

Die Stufenmodelle geben klar vor, welche Inhalte im Unterricht behandelt werden sollen. Diese orientieren sich stark an den Lehrplänen der verschiedenen Bundesländer. Ein wichtiger Faktor, naturwissenschaftlichen Unterricht für Kinder interessant und spannend zu gestalten, ist das Einbringen eigener Interessen und Themen beim Lernen am gemeinsamen Gegenstand sowie in der fächerübergreifenden Freiarbeit und Lernbüroarbeit. Hierzu werden nachfolgend methodische und inhaltliche Ideen vorgestellt sowie eine kommentierte Liste verschiedener Experimente-Sammlungen angeführt.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


7.1. Methoden–Ideen

7.1.1. Brainstorming

Das Brainstorming eignet sich besonders zu Beginn eines Themas bzw. einer Unterrichtsreihe mit dem Stufenmodell. Beispielweise können beim Lernen am gemeinsamen Gegenstand mit der Vier-Ecken-Methode (https://www.methoden-kartothek.de/index.php?article_id=2&cat=aktionsform&cardid=78, Stand 10.03.2023) das bereits vorhandenes Wissen, sowie Interessen, Erfahrungen etc. zu einem vorgegebenen Thema abgefragt werden. Dies kann mit offenen, aber auch mit gezielten Aufgabenstellungen erreicht werden. Beispielsweise könnte zum Thema Feuer ein Bild einer Flamme an die Tafel gehängt werden. Die Lernenden schreiben auf Wortkarten verschiedenste Assoziationen. Eine etwas geleitetere Variante wären Fachfragen wie „Was brauchst du, damit ein Feuer brennt?” oder „Wie kannst du ein Feuer löschen?” aber auch Interessensfragen wie „Was möchtest du zum Feuer wissen?” der Lernenden. Diese könnte die Lehrkraft auf Postern verteilt im Klassenzimmer schreiben und beantworten lassen.


7.1.2. „Forscher-Frage der Woche”

Damit Kinder mit einem offenen Auge und Ohr ihren Alltag bestreiten, sowie „Warum-Fragen” stellen und diese auch beantworten lernen, eignet sich eine sog. „Forscher-Frage der Woche”. Diese Frage kann entweder völlig frei zu (naturwissenschaftlichen) Phänomenen, Ereignissen oder Beobachtungen gestellt werden. Dies kann aber auch thematisch eingegrenzt werden, z. B. mit der Aufgabenstellung “Finde eine Frage zum Thema “Feuer”.

Bei der Umsetzung im Unterricht gibt es verschiedene Varianten:

Varianten des Sammelns der Forscherfragen:

  • Ein Kind soll in einer Woche oder über das Wochenende eine Forscherfrage sammeln
  • Es wird eine Forscher-Box aufgestellt, in die die Kinder zu jeder Zeit eine Frage, die sie interessiert, hineinwerfen können. Zu bestimmten Zeitpunkten zieht die Lehrkraft eine Frage, um sie dann zu beantworten (siehe unten)
  • Die Lehrkraft sammelt Fragen, die im Laufe des Unterrichts gestellt werden
  • Die Lernenden bekommen im Unterricht Zeit, Fragen, die sie interessieren, aufzuschreiben


Varianten der Beantwortung der Forscherfragen:

  • Gemeinsames Beantworten der Fragen im Klassenraum durch
    • Recherche im Internet
    • vorbereitete Materialien der Lehrkraft (Lesetext, Film, Infomaterialien)
    • passende Experimente
    • mündliche Beantwortung im gemeinsamen Gespräch oder Lehrervortrag
    • Individuelle Recherche als Differenzierung für Schnelle
    • Eine Station im Wochenplan
  • Individuelles Beantworten der Fragen:
    • Kurzreferate
    • Material, das die Kinder mitbringen
    • Experimente, die die Lernenden zu Hause durchführen (und filmen)

Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, beide sind aber im Unterricht gut umsetzbar. Sie sind insbesondere in Abhängigkeit des Zeitfaktors, Lehrplandrucks sowie der Klassenzusammensetzung auszuwählen. Die Autor*innen haben mit allen Varianten durchweg positive Erfahrungen gesammelt.


7.1.3. Projektarbeit

Eine weitere Variante für die Berücksichtigung der Interessen der Lernenden kann die Projektarbeit darstellen, die auch in Zusammenarbeit mit anderen Fachdomänen (Fremdsprachen, Technik, Mathematik, Erdkunde, Informatik, Kunst, Musik, Sport und Geschichte) in Projektnachmittagen, Projekttagen oder Projektwochen umgesetzt werden können. Dies ermöglicht sowohl den Lehrenden als auch den Lernenden individuelle Schwerpunkte zu setzen. Die zur Verfügung stehenden Stufenmodelle können ein Hilfsmittel für die angemessene Gestaltung der Lernumgebung darstellen.


7.1.4. Freiarbeit und Lernbüroarbeit

Die methodisch-didaktischen Arbeitsweisen der Freiarbeit und der Lernbüroarbeit bieten Kindern und Jugendlichen Freiräume, um sich individuell oder in kleinen Gruppen mit einem Thema ihrer Wahl auseinanderzusetzen. Dabei können Themen bearbeitet werden, die aus sehr verschiedene Fachdidaktiken kommen. Naturwissenschaftliche Experimente sind allerdings in den Klassenräumen und Lernbüros nur begrenzt möglich. Dennoch können sich Lernende mit selbstgewählten naturwissenschaftlichen Interessengebieten anhand vielfältiger gedruckter und digitaler Materialien befassen und sich Wissen aneignen.


7.1.5. Kompetenzraster

Schließlich bietet sich auch der Einsatz von Kompetenzrastern z.B. im Rahmen von Lernbüros oder Lernwerkstätten an, die Arbeit mit den vorliegenden Stufenmodellen und den Themen und Interessen der Lernenden zu kombinieren. Dies ist möglich, indem die Felder des Kompetenzrasters mit den Essentials der Fächer gefüllt werden. Dazu können diese aus den Stufenmodellen in eine Tabelle mit verschiedenen Themen und Niveaustufen überführt und dabei einzelne Felder freigelassen werden, die die Lernenden mit eigenen Themen und Interessen füllen können. Die Studien-Ergebnisse im Rahmen des Dissertationsprojekts von Grimm (2023) zum Einsatz von Kompetenzrastern im inklusiven Biologieunterricht zeigen, dass diese Möglichkeit vor allem von leistungsstarken Lernenden eingefordert wird.


7.2. Inhalts-Ideen

Im Folgenden werden einige Ideen zu überfachlichen Kontexten vorgestellt, die Teil in einem projektorientierten, fachübergreifenden Arbeiten sein können. Die Stichpunkte unterhalb der Thementitel stellen mögliche Inhalte dar, mit denen das Projekt ausgestaltet werden kann. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal die Orientierung an den Fragen und Interessen der Lernenden einen zentralen Aspekt darstellt. Hierzu passende Experimente können auf verschiedenen Websites gefunden werden. Eine Auswahl geeigneter Quellen findet sich unter 7.3.


7.2.1. Unser Wasser – lebenswichtig, nützlich, wertvoll und geheimnisvoll

  • Leben im Süßwasser und Salzwasser
  • Anomalie des Wassers und die Bedeutung für das Leben im Teich
  • Anthropogene und natürliche Wasserzirkulation
  • Vom Abwasser zum Trinkwasser
  • Fortbewegung im Wasser und was wir von den Tieren lernen können

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


7.2.2. Unsere Energieversorgung – Energie als Motor unserer Gesellschaft und Grundlage des Lebens

  • Energieformen und Energieumwandlung
  • „Sonnenenergie“ und Pflanzen
  • Erdöl – gespeicherte „Sonnenenergie“
  • Biogasanlagen
  • Kohlekraftwerke, Windkraftanlagen, Solaranlagen, Wasserkraft, Gezeitenkraftwerke & Co.

7.2.3. Unsere Atmosphäre

  • Tiere in der Luft: Was Wunder des Fliegens
  • Abgeschaut: Wie wir von den Tieren fliegen lernen
  • Fortbewegung in der Luft vs. Fortbewegung im All
  • Wind, Wetter und Wärmeströmung
  • Luft unter der Lupe (Masse, Volumen, Zusammensetzung …)
  • Atmosphäre der anderen Planeten und außerirdisches Leben
  • Methoden für die Beobachtung und Untersuchung unserer Atmosphäre und der Atmosphäre anderer Planeten
  • Treibhauseffekt
  • Gewitter und Eruptionsgewitter
  • Warum ist der Himmel blau?

7.2.4. Unsere Sonne – Lebensspender für die Erde

  • Aufbau, Alter und Entwicklung
  • Jahreszyklus und Beobachtung der Sonne
  • Sonne und Leben auf der Erde
  • Licht, Lichtspektrum, Lichtbrechung, Reflexion
  • Polarlicht
  • Treibhauseffekt

7.2.5. Plastik – Wertstoff, Werkstoff oder Müll?

  • Eigenschaften
  • Plastik und die Umwelt
  • Lebensretter und Helfer in der Medizin
  • Biokunststoffe vs. konventionelle Kunststoffe
  • Recycling
  • Herstellung von Kunststoffen und Biokunststoffen

7.2.6. Farben – kunstvoll und geheimnisvoll

  • Farben mischen mit Licht: Disco/Konzerte und Farbdisplay
  • Farben herstellen und mischen wie ein Künstler
  • Farbspektrum, Spektralfarben, Lichtbrechung und Lichtreflexion
  • Der Regenbogen
  • Farben sehen: Tiere vs. Menschen, Farbsehschwäche
  • Das Auge
  • Augen in der Tierwelt

7.2.7. Kommunikation: Mensch vs. Tiere

  • Alles rund um die Welle
  • Das Ohr
  • Ohren in der Tierwelt
  • Tiere und Menschen kommunizieren
  • Telefon, Radio, Internet
  • Datenspeicherung und Datentransport
  • Kassetten, DVDs, Disketten, Bluerays, Schallplatten … alles das Gleiche?
  • Glasfaser und Halbleiter als Helfer
  • Dioden, Transistoren, Sensoren – ohne geht es nicht!

7.2.8. Wir sind mobil – schneller, weiter, höher, tiefer

  • Wasser: Tiere vs. Mensch
  • Luft: Tiere vs. Mensch
  • Land: Tiere vs. Mensch
  • Vom Fahrrad über die Dampflock zum Rennwagen und Solarmobil … und wie geht es weiter?

7.3. Experimente-Sammlungen

Nachfolgend werden Links zu Websites bereitgestellt, auf denen bereits eine Vielzahl kindgerecht aufbereiteter Experimentieranleitungen u. ä. abgerufen werden können – sowohl zu den oben genannten Themen, als auch darüber hinaus, d. h. diese Websites können eine bereichernde Quelle für weitere Ideen zu Projekten sein, die aus den Interessen der Kinder und Jugendlichen resultieren. Für eine schnelle Übersicht wurden jeweils Foki, Zielgruppe, Inhalt und besondere Themen herausgearbeitet und tabellarisch dargestellt. Zunächst werden fachübergreifende/fächerverbindende Websites angeführt und darunter – farblich markiert – fachspezifische Websites.

TitelFokusZielgruppeInhaltBesondere ThemenLink
Forschendes Lernen im Sach-unterrichtForschendes Lernen im Sach-unterrichtGrundschul-lehrer*innenTheoretische Grundlagen, Praxisbeispiele, didaktische MethodenInterdisziplinäre Ansätze, Schüleraktivierung, Kompetenzorientierunghttps://www.klinkhardt.de/newsite/media/20190307_9783781522923%20Knoerzer.pdf
Die große Frage – Forschendes Lernen an der GrundschuleForschendes Lernen in der GrundschuleLehrer*innen an GrundschulenPraxisbeispiele, methodische Hinweise, didaktische MaterialienFragestellungen entwickeln, Lernprozesse begleiten, Reflexionhttps://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/schulleitung/unterrichts-schulentwicklung/die-grosse-frage-9938
Experimente in der KITAKindge-rechte Experimente für KitasErzieher*innen, ElternEinfache Experimente mit AlltagsmaterialienNaturwissenschaft-liche Phänomene spielerisch entdecken, Förderung von Neugier und Forscherdranghttps://www.prokita-info.de/aktivitaten/experimente/?af=SEM_B2B_KIT_BNG_B2B_Experimente_X-674501029-1271036432574058-79439920423187-o-c&msclkid=48ef98b2ca0012d9e206fc4770ae3372
Nela forschtÜber 150 Experimente für Grundschul-kinderGrundschul-kinder, Lehrkräfte, ElternExperimente zu Luft, Wasser, Licht, u.a.Kindgerecht, einfache Durchführunghttps://www.nela-forscht.de/experimentierwelt
Stiftung Kinder forschenExperimente für Grundschule und KindergartenGrundschul-lehrer*innen, Erzieher*innen, ElternKlang-, Geräuschexperi-mente, Magnetismus, StromFörderung forschenden Lernens, breite Themenabdeckunghttps://www.stiftung-kinder-forschen.de
Komm, mach MINTExperimente im MINT-BereichSchüler*innen, Lehrer*innen, WettbewerbeExperimente sortiert nach Schwierigkeitsgrad und MaterialienGeeignet für Jugend forscht, fachspezifischhttps://www.komm-mach-mint.de
Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY)Experimente für Klassenstufen 5 und 6Schüler*innen, Lehrer*innenExperimente zu Elektrizität, Wasser, chemische NachweiseGeeignet für Unterricht und außerschulische Projektehttps://www.desy.de
Experimente und Projekte im BiologieunterrichtVielfältige Experimente für Grundschule und SekundarstufeBiologie-Lehrer*innenThemen wie Wasser, Luft, Pflanzen, Körpersinne, Ernährung, Umwelt und BiotechnikErprobte Experimente, die auch als Projekte geeignet sind, inkl. Nutzung von Smartphones für Dokumentationenhttps://experimente-und-projekte-im-biologieunterricht.de/
Prof. Blumes Bildungsserver für ChemieChemieunterricht für verschiedene SchulstufenChemielehrer* innen, Schüler*innenExperimente, Unterrichtsmaterialien, ArbeitsblätterAnorganische Chemie, organische Chemie, Umweltchemie, Alltagschemiehttps://www.chemieunterricht.de/dc2/
Prof. Blumes Tipp des MonatsMonatlich aktualisierte Tipps und Experimente für den ChemieunterrichtLehrer*innen im Chemie-unterrichtAktuelle Experimente, Unterrichtsanregungen, chemische PhänomeneExperiment des Monats, alltagsnahe Chemieanwendungen, Sicherheitsaspektehttps://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/
Experimente für pfiffige Forscher FCIExperimente für GrundschülerGrundschul-lehrer*innen, Schüler*innenChemie-Experimente, leicht durchführbar mit AlltagsmaterialienEinführung in die Chemie, spielerisches Lernen, Experimentieren im Unterrichthttps://www.vci.de/fonds/schulpartnerschaft/unterrichtsmaterialien/unterrichtsmaterial-grundschule-experimente-fuer-pfiffige-forscher.jsp
Unterrichtsmaterial FCIUmfassendes Unterrichtsmaterial für den ChemieunterrichtLehrer*innen in der SekundarstufeExperimente, Lehrmodule, ArbeitsblätterChemische Grundlagen, Anwendungs-orientierung, Lehrmaterialien für verschiedene Stufenhttps://www.vci.de/fonds/schulpartnerschaft/unterrichtsmaterialien/seiten.jsp

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


8. Kommentierter Überblick über weitere Stufenmodelle

Die zur Entwicklung des ILZNAWI-Modell herangezogenen Stufenmodelle sind nachfolgend aufgeführt. Die Kurzdarstellung der jeweiligen Stufen sowie die Beschreibung, welche Stufen im Einzelnen in das ILZNAWI-Modell übernommen, verändert und ergänzt wurden, ist in der Download-Datei „Verfahrensdokumentation zum ILZNAWI-Modell“ nachzulesen.

Pädagogisch-psychologische und allgemeindidaktische Stufenmodelle:

  • Lenschow, H., & Klauß, T. (2014). Die Aneignungsebenen als Grundlage zur Schülerbeobachtung sowie zur Analyse und Planung von Lernangeboten.
  • Leontʹev, A. N. (1973). Probleme der Entwicklung des Psychischen. Volk u. Wissen. http://slubdd.de/katalog?TN_libero_mab2)500056788
  • Piaget, J., Fatke, R., & Kober, H. (2016). Meine Theorie der geistigen Entwicklung (4. Auflage). Beltz. http://slubdd.de/katalog?TN_libero_mab216509836

Naturwissenschaftsdidaktischer Stufenmodelle:

  • Bernholt, S., Parchmann, I., & Commons, M. L. (2009). Kompetenzmodellierung zwischen Forschung und Unterrichtspraxis. Zeitschrift Für Didaktik Der Naturwissenschaften, 15, 217–243.
  • Commons, M. L., Crone-Todd, D., & Chen, S. J. (2014). Using SAFMEDS and direct instruction to teach the model of hierarchical complexity. The Behavior Analyst Today, 14(1–2), 31–45. https://doi.org/10.1037/h0101284
  • Leisen, J. (2015). Fachlernen und Sprachlernen! Bringt zusammen, was zusammen gehört! Der Mathematische Und Naturwissenschaftliche Unterricht, 68(3), 132–137.
  • Mayer, J., Grube, C., & Möller, A. (2008). Kompetenzmodell naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung. Lehr- Und Lernforschung in Der Biologiedidaktik. Band 3, January, 63–79.
  • Sasse, A., & Schulzeck, U. (2013). Differenzierungsmatrizen als Modell der Planung und Reflexion inklusiven Unterrichts – zum Zwischenstand in einem Schulversuch. In Thillm.2013. Gemeinsam leben. Miteinander lernen. (pp. 13–22). www.thillm.de
  • Walpuski, M., Kauertz, A., Kampa, N., Fischer, H. E., Mayer, J., Sumfleth, E., & Wellnitz, N. (2010). ESNaS – Evaluation der Standards für die Naturwissenschaften in der Sekundarstufe I. In A. Gehrmann, U. Hericks, & M. Lüders (Eds.), Bildungsstandards und Kompetenzmodelle. Beiträge zu einer aktuellen Diskussion über Schule, Lehrerbildung und Unterricht. (pp. 171–184). Klinkhardt.

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


9. Literaturverzeichnis

Zum Inhaltsverzeichnis zurück


Titelbild: Pixabay (Weltall)